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Thomas Vanek mit seinem Sohn Blake und dessen Auto. Das Bild, aufgenommen im Garten von Vaneks Haus an der Peripherie von Buffalo, ist zwei Jahre alt. Blake wird bald zwei Geschwister bekommen, das Auto ist ihm sowieso schon zu klein.

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Standard: Ihr Sohn Blake ist drei Jahre alt, Ihre Frau Ashley erwartet im November Zwillinge. Wie lassen sich Familienleben und Spitzensport unter einen Hut bringen?

Vanek: Kinder zu haben ist das Beste auf der Welt. Wenn du heimkommst, ist es ganz egal, was dir vorher im Eishockey oder in welchem Beruf auch immer passiert ist. An guten Tagen ist es immer leicht. Aber früher bin ich an schlechten Tagen heimgekommen und hab nur nachgedacht, was schiefgelaufen ist.

Standard: Am Freitag ist Saisonstart. Wie gehen Sie damit um, oft wochenlang unterwegs zu sein?

Vanek: Bei den Serien von Auswärtsspielen kann ich meine Familie über Skype ab und zu sprechen und sehen. Aber das Risiko, etwas zu versäumen, ist hoch. Man verpasst vielleicht die ersten Schritte, vielleicht das erste Wort. Dafür hab ich nach der Saison einige Monate lang mehr Zeit für die Familie als andere Väter.

Standard: Wie sieht Ihr Ablauf an einem Heimspieltag aus?

Vanek: Sieben Uhr aufstehen, Frühstück mit der Familie. Um acht Uhr fahr ich in die Eishalle, am Vormittag sind wir eine halbe Stunde auf dem Eis, dazu kommt eine halbe Stunde lockeres Laufen oder Radfahren. Nach dem Mittagessen spiel ich eine Stunde lang mit Blake, dann schlafe ich knappe zwei Stunden. Um 17 Uhr, zwei Stunden vor Spielbeginn, bin ich wieder in der Halle.

Standard: In welchen und wie vielen Händen liegt im Hause Vanek die Kinderbetreuung?

Vanek: Um Blake kümmert sich nur meine Frau. Blake hat es uns leichtgemacht, sehr bald durchgeschlafen. Mit den Zwillingen hilft uns zumindest in den ersten Monaten meine Schwiegermutter. Natürlich wäre ich manchmal lieber daheim als unterwegs. Aber ich liebe meinen Beruf, und mein Beruf ist wichtig für die Familie. Durch ihn haben wir mehr Möglichkeiten als andere Familien.

Standard: Sie haben bei den Buffalo Sabres 2007 einen Siebenjahresvertrag unterschrieben, der Ihnen 50 Millionen US-Dollar garantiert. Seither ist Buffalo zweimal im Grunddurchgang und zuletzt, da Sie mehrmals verletzt waren, in der ersten Playoff-Runde gescheitert. Einfach nur Pech gehabt?

Vanek: Verletzungen sind meistens kein Pech, Verletzungen dürfen keine Ausrede sein, gehören im Sport einfach dazu. Als Spitzensportler bist du fast nie hundertprozentig fit, vom ersten Saisonspiel vielleicht abgesehen. Ich hoffe, dass ich aus der Vorsaison gelernt habe.

Standard: Inwiefern?

Vanek: Ich hatte fast ständig Probleme mit der Leiste. Aber ich bin ein Typ, der immer spielen will, der ungern ein Match versäumt. Also hab ich die Probleme verdrängt, die Zähne zusammengebissen. Ich hätte wohl früher zum Beispiel eine Woche aussetzen müssen, um in der wichtigen Phase stärker zu sein, das wäre besser gewesen für die Mannschaft und für mich.

Standard: Was also kann und will Buffalo diesmal erreichen?

Vanek: Unser Ziel ist und bleibt der Stanley Cup.

Standard: Klingt vermessen nach drei solchen Saisonen.

Vanek: Wir müssen uns hohe Ziele setzen. Und wir haben die richtige Mannschaft dafür. Wir haben mit Ryan Miller den besten Goalie der NHL, viele Spieler sind seit etlichen Jahren zusammen. Einige müssen sicher mehr zeigen, auch ich. Die Liga ist sehr ausgeglichen, da kann sich sehr schnell viel tun. Die Chicago Blackhawks waren vor drei Jahren nirgends, jetzt sind sie Titelverteidiger.

Standard: Als Stürmer werden Sie an Toren und Assists gemessen. Setzen Sie sich diesbezüglich ein persönliches Ziel?

Vanek: Ich hab mir nie so oder so viele Tore vorgenommen. Diese Einstellung, dass ich also nicht auf solche Statistiken schauen soll, hat mir schon mein Vater eingetrichtert. Klar weiß ich, dass ich Tore schießen muss, damit wir Spiele gewinnen.

Standard: Sie sind Buffalos Topverdiener, nur wenige NHL-Spieler kassieren höhere Gagen als Sie. Erhöht das den Druck?

Vanek: Den Druck hab ich mir immer selbst gemacht. Schon als ich mit 14 Jahren aus Österreich wegging, wollte ich in die NHL und den Stanley Cup gewinnen.

Standard: Wäre es Ihnen lieber, Ihre Gage wäre geheim?

Vanek: In Amerika ist es so, wie es ist. Was über meine Gage geredet wird, war mir immer egal. Natürlich bin ich froh über meinen Vertrag, ich glaube, ich hab ihn mir verdient. Aber in der Mannschaft ist nicht wichtig, wie viel ich verdiene. Da zählt nur, dass ich immer mein Bestes zu geben versuche.

Standard: Kann man in 82 Spielen allein im Grunddurchgang immer volles Tempo gehen?

Vanek: Das wäre unmenschlich. Manchmal sind die Beine müde, dann ist es umso wichtiger, dass der Kopf voll da ist. Dann muss man gescheiter spielen. Dann fährt man lieber früher zum Wechsel oder schießt die Scheibe tief, anstatt auf Teufel komm raus ins Angriffsdrittel zu stürmen. Das erfordert viel Routine.

Standard: Kundige meinen, mit 26 Jahren würden Sie ins beste Eishockey-Alter kommen. Wie lange wollen Sie spielen?

Vanek: Das hoffe ich auch, dass die besten Jahre noch kommen. Ich will spielen, solange ich glaube, dass ich produktiv bin.

Standard: Wer sich wünscht, dass Sie wieder für Österreich eine WM spielen können, der muss sich wünschen, dass Sie mit Buffalo in der NHL neuerlich früh scheitern.

Vanek: Das wünsche ich mir natürlich nicht. Aber sollte es denn so sein, spiele ich prinzipiell gern im Nationalteam. Voraussetzung ist, dass wirklich die besten Spieler dabei sind und nicht wieder einige absagen.

Standard: Die Anzahl Ihrer Kinder kann keinen Einfluss auf eine mögliche WM-Motivation haben?

Vanek: Das hätte damit gar nichts zu tun. Eine WM dauert schließlich nur zwei Wochen lang. (Mit Thomas Vanek sprach Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 2.10. 2010)

Nachtrag: Die Befürchtung, dass sich Vanek im Vorbereitungsspiel gegen die Montreal Canadiens verletzt haben könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Laut Angaben der Tageszeitung "Buffalo News" werde der Steirer, der am Donnerstag nach einem harten Check bereits in der fünften Minute vom Eis musste, bereits am Freitag wieder mit der Mannschaft trainieren.