Wien - Im Cyberkrieg können direkt militärische Systeme angegriffen werden oder die Infrastruktur eines Landes. Viren (Trojaner) werden an wichtigen Schaltstellen des gegnerischen Netzwerks versteckt, und zwar so, dass sie möglichst nicht entdeckt werden, wie zuletzt bei dem Virus Stuxnet in iranischen Atomanlagen. Virtuelle Angriffe laufen auch etwa über ein Botnet, bei dem tausende Computer miteinander vernetzt werden und ein System lahmlegen.

Weil der Gegner nicht nachvollzogen werden kann, gehört die Abstreitbarkeit von Cyber-Attacken zur Strategie des Cyber-Wars. Es gebe bereits militärische Konzepte, erzählt Walter Unger vom Heeresabwehramt, wonach keine Schusswaffen mehr gebraucht werden. "Nach dem Motto: ‚Wir schießen mit Viren und Würmern und zwingen einen Staat zu Zugeständnissen‘", so Unger.

Attacken auf Österreich

Schadprogramme können Daten ausspionieren und sie weiterschicken, die Daten verändern oder gleich den Server lahmlegen, erklärt der Oberst. Auch Computer im österreichischen Militärbereich wurden bereits Ziel von Cyberattacken, allerdings keine, die sensible Daten hatten, so Unger. "Wir haben die Angriffe bis nach Brasilien nachverfolgt, aber den Hacker konnte man nicht finden." Denn die Route der Angriffe würde oft über mehrere Kontinente erfolgen, um die Spuren zu verwischen.

Cyber-Attacken seien aber auch für Terroristen interessant. "Im Prinzip muss man nur ein gewiefter Programmierer sein", so Unger. "Früher brauchte man, um einen Staat zu schädigen, eine Armee, heute braucht man nur ein paar gescheite Menschen." Als Gegenmaßnahme müsse man die Netze abschotten. Allerdings sei dazu qualifiziertes Personal notwendig. Der oberste Militärstratege im Verteidigungsministerium, Brigadier Helmut Habermayer, zum Standard: "Österreich ist gegen Cyberbedrohungen äußerst schlecht abgesichert." (awö, pra/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2010)