Bohumil Hrabal, "Schöntrauer". Sprecher: Mario Adorf. € 20,50 / 118 min. Kunstmann, München 2010

Foto: Kunstmann

Bis heute ist nicht geklärt: Ist er nun vom Balkon gefallen, oder war das Ende des damals 83-jährigen tschechischen Schriftstellers Bohumil Hrabal am 3. Februar 1997 nicht zufällig? Er war einer jener zahllosen großen Autoren des 20. Jahrhunderts, die vom Literaturnobelpreis verschont blieben.

"Schöntrauer", sein Roman in Erzählungen, ist der Schlussteil einer Trilogie über das Städtchen, in dem er selbst aufwuchs (und das Nymburk an der Elbe hieß), und ein bleibendes literarisches Monument erinnerter Erlebnisse, merkwürdiger Abenteuer und seiner nicht unskurrilen Verwandtschaft in den 1920er- und 1930er-Jahren.

Doch die anfangs signalisierte Rückkehr in die Kindheit ist nicht nostalgisch. Gut versteckte Konterbande sind Einsamkeit, Entfremdung und Enttäuschung. Und naiv erzählt ist hier nichts, der scheinbar harmlose Schalk Hrabal war ein raffinierter Täuscher.

"Schöntrauer" ist eines der Lieblingsbücher Mario Adorfs. Doch man muss konstatieren: Adorf, heuer 80 Jahre alt geworden, zehrt als Schauspieler stark von seiner körperlichen Präsenz. Ohne die körperliche Erscheinung irritiert seine zischende Aussprache, und man realisiert, wie wenig unterschiedlich er die diversen Personen zu modulieren versteht. Am besten trifft er noch den Raum greifenden aufschneiderischen Onkel Pepin, einen Prahlhans mit Matrosenmütze. (Alexander Kluy / DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.10.2010)