In Deutschland sorgt der neue elektronische Personalausweis weiter für heftige Kritik. Vertreter von Polizeiverbänden und die Opposition warnten vor allem vor Lesegeräten, die eine Nutzung des Ausweises im Internet ermöglichen. Verbraucherschützer monierten die hohen Kosten und dass Verbraucher keine Wahl zwischen dem herkömmlichen und dem neuen Ausweis haben. Der neue scheckkartengroße Personalausweis wird ab Montag ausgegeben.

Lesegeräte mit Tastatur gefordert

Der Ausweis enthält einen Chip, auf dem die Daten des Besitzers digital gespeichert sind. Auf diese Weise kann das Dokument mit Hilfe eines speziellen Lesegeräts und zusätzlicher PIN-Nummernabfragen über einen Computer auch zur Identifikation im elektronischen Daten- und Geschäftsverkehr dienen. Die Lesegeräte gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Preisklassen.

Der neue Ausweis komme mit einer Lesegeräte-Technik für Online-Geschäfte auf den Markt, "bei der Kriminelle mit der Zunge schnalzen", sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Klaus Jansen, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Sein Verband habe wiederholt gefordert, hochwertige Lesegeräte mit einer eigenen Tastatur vorzuschreiben. Es sei sehr riskant, wenn die Geheimzahl für den neuen Ausweis an einer beliebigen Computertastatur eingegeben werden könne. "Die Eingabe können Kriminelle mitlesen, sofern der Rechner mit Schadprogrammen befallen ist", sagte Jansen.

Ausspähen von Daten zu einfach

Auch der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, sagte dem Blatt, das Ausspähen von Daten werde Kriminellen nach derzeitigem Stand viel zu einfach gemacht. "Angesichts von mindestens einer Million infizierten Computern in Deutschland tut sich hier ein massives Sicherheitsproblem auf", sagte Witthaut.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Ahrendt, sieht ebenfalls ein "hohes Risiko, dass Daten des neuen Ausweises von Kriminellen ausgelesen werden". "Es wird sich schnell zeigen, dass der neue Personalausweis bei weitem nicht so sicher ist, wie es jetzt versprochen wird", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Grünen-Politiker Wolfgang Wieland, Sprecher seiner Partei für innere Sicherheit, erklärte in Berlin, der neue Personalausweis bringe wegen der Lesegeräte keinen Sicherheitsgewinn.

Zu teuer

Cornelia Tausch vom Verbraucherzentralen Bundesverband monierte in der "Welt am Sonntag", der Ausweis sei mit 28,80 Euro nahezu viermal so teuer wie der alte Ausweis, der acht Euro kostete. Auch diejenigen, die die neuen Funktionen nicht verwenden wollten, seien gezwungen, tiefer in die Tasche zu greifen. Innenminister Thomas de Maiziere bekräftigte in Berlin, der neue Personalausweis bringe "deutlich mehr Sicherheit in der digitalen Welt". Er schaffe die Grundlage, um künftig ohne Wartezeiten und Anfahrtswege Behördengänge bequem von zu Hause erledigen zu können.

Einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom zufolge wollen Internet-Nutzer den neuen Ausweis vor allem bei elektronischen Behördendiensten, beim Online-Banking und -Shopping nutzen. Die Kommunen seien auf die Ausgabe der neuen Ausweise gut vorbereitet, erklärte der Deutsche Städte- und Gemeindebund. "Wir gehen davon aus, dass es keine größeren Probleme geben wird", erklärte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Verzögerungen an der einen oder anderen Stelle seien allerdings nicht auszuschließen. (APA/AFP)

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