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Das 1:1 in Salzburg machte weder RBS-Coach Huub Stevens (li) noch Peter Pacult (re) glücklich.

Foto: APA/ Krug

Salzburg - Da haben sich am Sonntag zwei gefunden und gleich wieder verloren. Peter Pacult zog es vor zu toben, zu schimpfen, Türen zuzuschlagen. Fernsehinterviews hat er verweigert, manchmal handelt Rapids Trainer instinktiv richtig. Da schützt er sich vor sich selbst und die Welt vor Pacult. Frage nicht, was er einen völlig unschuldigen Reporter oder eine am Fußball echt interessierte Reporterin geheißen hätte. Aber es gilt sogar für Pacult die Unschuldsvermutung. Die Vermutung, er hätte die Kamera geschnappt und durch Salzburg geschleudert, ist deshalb unseriös.

Die Begegnung mit Huub Stevens hat ungefähr 25 Sekunden gedauert. Der Kollege aus Salzburg zählt auch nicht unbedingt zu den Bussibären in der Branche. Der Niederländer lehnt kritische und auch unkritische Fragen prinzipiell ab, da wird sein Blick starr und durchdringend. Stevens' Motto: Was wollen Sie Würstchen von mir, ich bin der tolle Trainer.

Pacult ist, um einer Strafe der Bundesliga zu entgehen, zur obligatorischen Pressekonferenz dann doch erschienen und hat gesagt: "Großes Kompliment an meine Mannschaft für ein sehr gutes Auswärtsspiel, der Ausgleich war völlig verdient." Sprach's, sprang auf und rannte wieder weg.

Also musste man sich nur mehr um Stevens sorgen. Ein Konzern wie Red Bull akzeptiert nämlich keine Fluchten. Stevens warf seiner Mannschaft vor, keinen Fußball gespielt zu haben. Konsequenzen? "Was wollen Sie hören? Soll ich ihnen das Essen und das Trinken streichen?" Weshalb wurde kein Fußball gespielt? Stevens: "Fragen sie die Spieler, ich habe ihnen ja nicht verboten, Fußball zu spielen. Mit so einer Leistung kommen wir nicht nach oben und können auch niemanden abschütteln. Die einzigen Chancen hat uns Rapid aufgelegt."

Es ist irgendwie ratsam, aber auch völlig egal, Stevens zu gehorchen. Also Torschütze Roman Wallner, warum hat Salzburg keinen Fußball gespielt? "Keine Ahnung, vielleicht hat uns der frühe Führungstreffer Unsicherheit gegeben." Franz Schiemers Antwort: "Keine Ahnung, warum wir nur reagiert statt agiert haben. Rapid hat den Ausgleich verdient." Jakob Jantscher war da schon origineller. "Ich wurde erst in der 76. Minute eingewechselt, ich bin der absolut falsche Ansprechpartner."

"Weiter, weiter, weiter"

Pacults Gemütszustand hatte natürlich eine Ursache. Dass er einem Irrtum aufgesessen ist, konnte er in der 53. Minute noch nicht wissen. Aber nach Abpfiff und dem Studium der Fernsehbilder hätte er es wissen müssen. Eine Entschuldigung bei Schiedsrichter Thomas Einwaller wäre zumindest nicht unangebracht gewesen. Der hatte die Szene, als Christopher Trimmel auf Salzburgs Goalie Gerhard Tremmel zugelaufen kam und gefallen ist, richtig beurteilt. Sein Assistent Armin Eder wurde zum Helden befördert. Denn Einwaller hätte auf Elfer und Rote Karte entschieden. Im Kopfhörer vernahm er allerdings Eders Stimme mit den Worten "weiter, weiter, weiter".

Einwaller: "Ich bin froh, denn in diesem Geschäft geht es für die Mannschaften um viel Geld. Danke an Eder und an das Headset." Der undankbare Pacult fetzte allerdings eine Wasserflasche 25 Meter weit ins Spielfeld. Ohne Eders Zutun schickte Einwaller den Trainer auf die Tribüne. Pacult zog es allerdings vor, in der Kabine zu toben. Einwaller hat das Zornbinkerl später in Schutz genommen: "Emotionen gehören dazu, und beleidigt hat er niemanden."

Salzburg und Rapid kommen nicht von der Stelle, deshalb wird generverlt. Die Lage der Wiener (Platz sieben) ist noch übler, zuletzt gab es vier Unentschieden. Dabei hätte eine Aufholjagd gestartet werden sollen. Markus Heikkinen, der als defensiver Mittelfeldmann ungefähr zweimal pro Saison im gegnerischen Strafraum auftaucht und nun 50 Prozent verbraucht hat (der Finne köpfelte in der 87. Minute das 1:1), ist ratlos. "Wir haben eine Punktekrise. Das Unentschieden hat nur Sturm Graz geholfen." Kapitän Steffen Hofmann bleibt noch zumindest zwei Partien verletzt. Heikkinen: "Man kann den besten Spieler der Liga nicht ersetzen."

Am Donnerstag sind die zwei Glorreichen in der Europa League engagiert, Salzburg gastiert in Turin bei Juventus, Rapid empfängt CSKA Sofia und ist gegen die Bulgaren im ausverkauften Happel-Stadion sogar Favorit. Pacult wird sich im Falle eines Sieges beruhigt haben. Stevens wird nach einer zu erwartenden Niederlage Stevens bleiben. Die beiden sehen sich irgendwann wieder. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 2.11. 2010)