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Foto: APA/Van Bakel

Wien - Zahlreiche Vermittlerorganisationen werben in der Türkei für das Studium in Österreich. Hauptargument: Es ist viel billiger als an einer türkischen Privatuni, bietet zusätzlich eine hohe Qualität und Deutsch als Fremdsprache lernt man auch. "Außerdem hat ein europäisches Diplom einen besseren Ruf in der Türkei" unterstreicht man in der türkischen Botschaft. Die einzige Bedingung ist, in der Türkei die Aufnahme zu einem vergleichbaren Studium geschafft zu haben.

In der Türkei treten heuer etwa 1,25 Mio. junge Menschen zur zentralen Uni-Aufnahmsprüfung an. Nach offiziellen Angaben dürften davon 900.000 (72 Prozent) einen Platz auf einer Hochschule ergattern. Aber nur die allerbesten bekommen einen Platz an einer guten staatlichen Institution, die dahintergereihten müssen an ein Institut mit schlechterem Ruf oder an eine Privatuniversität. Davon sind manche gut, manche schlecht - und alle teuer. Aber auch die Aufnahme an die schlechteste türkische Uni berechtigt zum Studium in Österreich.

Frei Uni-Zugang punktet bei türkischen Studierenden

Viele Türken, die ihr Studium im Heimatland nicht absolvieren konnten, sind - weil ihre erste Fremdsprache Englisch war - nach England, Kanada oder in die USA studieren gegangen. Osteuropäische Länder und Österreich, aber auch Deutschland stehen nach dem englischsprachigen Raum ebenfalls hoch im Kurs. Österreich punktet als Zielland wegen seiner niedrigeren Lebenskosten und geringeren Studiengebühren im Vergleich zu anderen EU-Ländern oder den USA sowie mit dem weitgehend freien Zugang zu den Universitäten.

Die Rechnung der Vermittler ist einfach: Ein Studium in Österreich koste jährlich inklusive Lebenshaltungskosten etwa 7.500 Euro, wird behauptet. Davon fallen jährlich 726 Euro auf Studiengebühren. An einer staatlichen Universität in der Türkei wäre es mit 5.500 Euro zwar billiger, an einer privaten türkischen Uni müsse der Student inklusive Studiengebühren aber mit 15.000 Euro rechnen - doppelt so viel wie in Österreich. Das Studium in Zypern - das in der Türkei einen schlechten Ruf hat - würde sogar 16.000 Euro verschlingen.

Bürokratische Hürden in Österreich

Allerdings wird kritisiert, dass Österreich mit administrativen Hindernissen die Inskription zu erschweren versuche. "England vergibt die Zulassung in ein paar Tagen, in Deutschland dauert es in der Regel ein paar Wochen, und in Österreich wird angekündigt, dass es zwei bis drei Monate dauern wird, aber nicht einmal dieses Versprechen wird eingehalten" so Ayhan Yayik, Vorsitzender von AÜD (Avrupa Üniversite Danismanligi/Universitätsberatung in Europa). Dadurch verlieren Studenten oft ein Semester.

Türkischer Verein betreibt Studentenheim

Seit dem Studienjahr 2003/04 boomt Österreich bei den türkischen "Bildungsberatungsorganisationen". 70 bis 80 Prozent der Studenten aus der Türkei kommen inzwischen über Vermittlerorganisationen nach Österreich, insbesondere nach Wien, schätzt man an der türkischen Botschaft in Wien. Zwei Beratungsorganisationen haben sogar ihre Zentralen in Wien. Bis zu 1.700 Euro kostet ein Vermittlungspaket, von der Inskription bis zur Wohnungssuche.

Ein Spezialfall ist dabei die Organisation "WONDER", laut Homepage ein "Verein zur Unterstützung von internationalen Studenten und Studienaktivitäten", die seit ihrer Gründung im Jahr 2000 1.000 vor allem religiös orientierte Türken - insbesondere Frauen mit Kopftuch - nach Österreich gebracht hat und hier auch Studentenheime, getrennt für Männer und Frauen, betreibt. "Ursprünglich haben sich Studenten an uns orientiert, die wegen des Kopftuchverbots an den Universitäten und der Veränderung des Punktesystems bei den Universitätsaufnahmeprüfungen in der Türkei im Ausland studieren wollten", erzählt WONDER-Vorsitzender Yusuf Kara. "Nun aber werden von uns auch viele Studenten, die einfach für eine bessere Ausbildung und wegen günstigerer Studiengebühren im Vergleich zur Türkei im Ausland studieren wollen, betreut". (APA)