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Neue Auflage des Duells Bremen vs Enschede. (Im Bild Prödl links unten, Janko Mitte). Bei Twente holten die Werderaner am letzten Spieltag ein 1:1.

Foto: AP/ Ermindo Armino

Wien - Die Gruppenphase der Fußball-Champions-League geht diese Woche in die vorentscheidende Phase. Sieben Teams können sich schon am vierten Spieltag den Aufstieg in die K.o.-Phase sichern. Am Dienstag sind die Gruppen A bis D an der Reihe und damit auch der "Ösi-Knüller" in der Gruppe A zwischen Werder Bremen (Prödl, Arnautovic) und Twente Enschede (Janko, Schimpelsberger). Inter Mailand, Barcelona und Lyon wollen und können den Sprung ins Achtelfinale perfekt machen.

Während Inter Mailand nach dem verrückten Hinspiel (4:3-Sieg nach früher 4:0-Führung) gegen Tottenham mit einem weiteren Sieg schon alles klar machen kann, geht es im zweiten Spiel der Gruppe A am Dienstagabend zwischen Werder Bremen und Twente Enschede bereits um alles. Das "Ösi-Duell" zwischen den Bremern Sebastian Prödl und Marko Arnautovic sowie Marc Janko und Michael Schimpelsberger auf der anderen Seite birgt viel Brisanz.

Denn während Bremen nach den jüngsten Rückschlägen im Keller ist, befindet sich Jankos Team im absoluten Hoch. Am Samstag gelang in der niederländischen Ehrendivision der erste Sieg gegen PSV Eindhoven seit 37 Jahren, damit steht Twente, bei dem ÖFB-Nachwuchsmann Schimpelsberger sein Profidebüt gab, an der Tabellenspitze.

"Alles oder nichts"

"Es geht um alles oder nichts. Sowohl Twente, als auch Bremen müssen gewinnen, um noch Chancen auf den Aufstieg zu haben", weiß Janko. Was seinen Optimismus nährte war die Tatsache, dass es sich Werder daheim nicht wird leisten können, ähnlich vorsichtig wie beim 1:1 in Enschede zu agieren. "Werder muss daheim mehr tun und aufmachen. Daher werden wir sicher unsere Konterchancen und mehr Freiräume bekommen", ist Janko überzeugt. Bremen hofft nach der Pokalpleite und dem blamablen 2:3 am Samstag gegen Nürnberg mit anschließender Schimpftirade von Kapitän Torsten Frings hingegen auf einen Befreiungsschlag in der Champions League.

Für Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs steht fest: "Wir müssen gewinnen!" Er versuchte, seine Mannschaft vor dem Showdown gegen den mit zwei Punkten gleichauf liegenden niederländischen Meister starkzureden. "Das Potenzial ist da, die Mannschaft kann das", sagte Allofs. Ein weitere Pleite gegen Twente wäre fast schon gleichbedeutend mit dem Vorrunden-Aus.

Bremer Personalsorgen

Allerdings hält die Personalmisere bei den Bremern an. Neben Tim Borowski und den langzeitverletzten Naldo und Sebastian Boenisch müssen auch Stammkeeper Tim Wiese sowie die Abwehrspieler Clemens Fritz und Petri Pasanen erneut passen. Prödl wird wohl wieder in der Startelf stehen. Arnautovic, der in Enschede das Tor zum Ausgleich erzielt hatte, Samstag von Allofs aber eine verbale Abreibung bekommen hatte, nachdem er sein Trikot frustriert zu Boden geworfen hatte, eher nicht. Trainer Schaaf kann die augenblicklich äußerst verwundbare Defensive also nicht stärken, sondern muss auf Mikael Silvestre bauen. Und der Franzose ist das größte Problem der grün-weißen Wackel-Abwehr. "Er spielt leider derzeit weit unter seinen Möglichkeiten", sagte Allofs.

Aktuell scheinen die Gäste in der deutlich stärkeren Verfassung zu sein. Enschede entthronte mit einem 1:0-Sieg in Eindhoven den bisherigen Spitzenreiter und übernahm selbst die Tabellenführung in der niederländischen Ehrendivision. Dass sie bei bislang sechs Europapokalspielen in Deutschland sieglos blieben und nur einen einzigen Treffer erzielten, lässt die Holländer kalt: "Mich interessiert nur die Gegenwart", sagte Trainer Michel Preud'homme.

"Wurm drin"

Die bescheidene Performance der Bremer zu Hause gegen Nürnberg hat auch Janko genau registriert. "Da war vorne der Wurm drin. Ich hoffe die Unform von Werder hält noch ein Spiel an, dann dürfen sie wieder gewinnen", lacht der Niederösterreicher, der am Dienstag im Weser-Stadion nicht nur sein 100. Tor, sondern gleichzeitig auch seinen ersten Treffer in der Champions League erzielen könnte. "Ich hab vom Trainer viel Lob für meine Laufarbeit bekommen, aber jetzt möchte ich wieder für Tore Anerkennung kriegen", hofft Janko.

Der historische Sieg gegen PSV sorgte bei Janko auch Tage später noch für Freude. Er schaffte zwar nicht sein Jubiläumstor, war aber dennoch am goldenen Tor von Chadli maßgeblich beteiligt, indem er Passgeber Bryan Ruiz mustergültig freigespielt hatte.

Geschlossene Gesellschaft

Bereits nach dem vierten Spieltag droht der Champions League erneut eine geschlossene Gesellschaft: Sieben Große können alles perfekt machen und auch Manchester United käme mit einem Erfolg in der Gruppe C bei Bursaspor fast schon weiter. "So wie ich es sehe, haben wir bei einem Sieg zehn Punkte. Damit wären wir qualifiziert", rechnete Alex Ferguson vor.

Traten nach der Qualifikation gleich 20 Teams an, die noch im Vorjahr nicht beim Kampf um die großen Geldtöpfe in der Königsklasse dabei waren, scheint sich ein paar Monate später die Hoffnung auf mehr Ausgeglichenheit im europäischen Topfußball bereits wieder zu verflüchtigen. Zu dominant ziehen die üblichen Verdächtigen ihre Kreise. Alle acht aktuellen Tabellenführer standen bereits in der vergangenen Saison in der Runde der besten 16. Die punktelosen Bursaspor, Hapoel Tel Aviv, MSK Zilina, AJ Auxerre und Partizan Belgrad hingegen kräftig Lehrgeld.

Auch beim FC Barcelona geht niemand ernsthaft von einem Ausrutscher in Kopenhagen aus. "Wir spielen auf einem sehr hohen Level - wie bereits in den vergangenen Jahren", erklärte Mittelfeldspieler Xavi vor der Partie das Erfolgsgeheimnis. Mit einem Dreier hätte der spanische Meister das zehnte Jahr in Serie die K.o.- Spiele der Champions League erreicht. Nach zwei Auftaktsiegen und dem 0:2 aus dem Hinspiel im Camp Nou wollen aber auch die Dänen ihre gute Ausgangslage wahren. "Das gibt uns einen Schub", sagte Coach Stale Solbakken nach dem 3:2-Ligaerfolg gegen Lyngby am Samstag.

Spurs hoffen auf Gareth Bale

Tottenham zieht trotz der 3:4-Niederlage vor zwei Wochen Kraft aus dem ersten Auftritt gegen Mailand. Besonders auf dem Hattrick-Schützen Gareth Bale ruhen die Hoffnungen der "Spurs". "Er ist immer noch sehr jung und kann nur besser werden. Er hat die Größe, Kraft, kann den ganzen Tag rennen, schießen und dribbeln", lobte Coach Harry Redknapp, "sie wissen, dass wir Inter Probleme bereiten können."

Die Londoner liegen in der Gruppe von Werder Bremen (2 Punkte) mit vier Zählern hinter dem Titelverteidiger (7). Um auch das achte Jahr in Folge im Achtelfinale zu stehen, reicht Lyon nach bisher drei Siegen in der Gruppe B ein Unentschieden bei Benfica Lissabon (3). (APA/dpa/Reuters/sid/red)