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Cancún - Die Europäische Union hat auf dem Klimagipfel in Cancún (Mexiko) ihre zugesagten kurzfristigen Klimahilfen für ärmere Staaten vorgestellt und gleich harte Kritik geerntet. Es gebe zu viel Geld nur in Form von Krediten, kritisierten Klimaschützer am Dienstag in Cancún.

30 Milliarden bis 2012

In Kopenhagen hatten die Industrieländer einen sofortigen Hilfsfonds von 30 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro) für den Zeitraum 2010 bis 2012 zugesagt. 7,2 Milliarden Euro davon will die EU übernehmen. Damit sollen in Entwicklungsländern Projekte zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel finanziert werden. Die EU-Projekte für 2010 haben eine Umfang von 2,2 Milliarden Euro. 52,1 Prozent des Geldes sind - zumeist zinsgünstige - Kredite.

"Kredite treiben tiefer in Schulden"

Kredite können sinnvoll sein, wenn es um Anfangsinvestitionen geht, die sich später wieder auszahlen, meint die Hilfsorganisation Oxfam. Allerdings sei die Realität häufig nicht so einfach. "Die Entwicklungszusammenarbeit zeigt ja gerade, dass Kredite die Länder eben doch wieder tiefer in die Schulden treiben können, zum Beispiel wenn anfängliche Erwartungen sich nicht realisieren lassen."

Um den ärmsten Ländern etwa bei der Anpassung an zunehmende Dürren oder Unwetterkatastrophen zu helfen, seien Kredite völlig ungeeignet. "Diese Länder brauchen die Hilfen ja gerade deswegen, weil sie arm sind und Kredite vielleicht nicht zurückzahlen könnten." Trotzdem seien bei den EU-Geldern auch Kredite für Anpassung dabei, berichtet Oxfam, allerdings nicht bei dem von Deutschland zugesagten Geld.

Weltklimarat fordert mehr Geld für Forschung

Der Chef des Weltklimarats hat die Forschung zum Klimawandel als nicht ausreichend bezeichnet. Die Regierungen weltweit müssten mehr Geld ausgeben, damit erforscht werden könne, wie schnell sich die Erde in den kommenden Jahrzehnten erwärme, erklärte der Vorsitzende des Weltklimarats (IPCC), Rajendra Pachauri. Besonders der arktische Permafrost und die Zukunft der Ozeane müsse genauer untersucht werden.

"Was heute geschieht ist bei weitem nicht ausreichend", sagte Pachauri am Rande des UNO-Klimagipfels in Cancun. Der IPCC arbeite derzeit an einem Sonderbericht zu den Zusammenhängen zwischen der globalen Erwärmung und extremen Wetterphänomen, wie die russische Hitzewelle und die Überschwemmungen in Pakistan in diesem Jahr. "Der Trend ist klar", erklärte Pachauri. "Wir haben und werden weiterhin mehr Überschwemmungen, Dürrezeiten, Hitzewellen, extremere Ereignisse sehen."

Permafrost

Besonderes Augenmerk möchte der IPCC-Vorsitzende auf die Permafrostböden richten, die fast ein Fünftel der Landoberfläche der Erde bedecken und bis zu 600 Meter in die Tiefe reichen. In dieser Schicht haben sich über Millionen Jahre Pflanzenrückstände und Tierkadavaer angesammelt. Wenn die Böden tauen, verwesen die Tier- und Pflanzenrückstände und es bildet sich Kohlendioxid, beziehungsweise Methan, wenn der Zerfall im Wasser stattfindet. Beides sind Treibhausgase und die Forscher wissen bisher nicht, wie viel davon austritt und wie schnell. Es sei nicht bekannt, "was für ein Temperaturanstieg mit dem Schmelzen der Permafrostböden verbunden ist", sagte Pachauri. Auch die Vorgänge in den Ozeanen müssten genauer untersucht werden.

Die Wissenschafter beobachten mit wachsender Sorge die Versäuerung der Ozeane, die überschüssiges Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. Sie befürchten, dass die Säure Korallen und andere Unterwasser-Lebenwesen bedroht. Diese Auswirkungen müssten genauer untersucht werden, erklärte Pachauri. Die Forscher müssten auch versuchen abzuschätzen, wie viel Kohlendioxid die Meere maximal aufnehmen könnten. Es müsse untersucht werden, ob die Ozeane mit steigenden Temperaturen das Kohlendioxid wieder abgeben könnten. Für all diese Untersuchungen werde mehr Geld gebraucht. "Was den Klimawandel betrifft, brauchen wir deutlich mehr Forschung", erklärte Pachauri. (APA)