Das Internationale Olympische Komitee (IOC)  droht der obersten Domainverwaltung ICANN  recht direkt mit Klagen, wenn seinen Wünschen rund um die Einführung neuer Top-Level-Domains (TLDs) nicht entsprochen wird. Das zeigt eine Reaktion der IOC-Rechtsabteilung auf den Mitte November veröffentlichen Vorschlag für das endgültige TLD-Bewerberhandbuch. Insbesondere ist das IOC erpicht darauf, dass seine Marken "Olympic" und "Olympiad" im Internet besonders geschützt werden.

Unter anderem fordert das IOC, dass die ICANN die beiden Begriffe auf die sehr kurze "Top-Level Reserved Names List" setzt. Das wäre ein wahrhaft außergewöhnlicher Schutz. Sollte die Domainverwaltung dem nicht nachkommen, will das IOC "alle erdenklichen legislativen, regulatorischen, administrativen und juristischen Mechanismen anwenden, um die ICANN für Schäden die der Olympischen Bewegung entstehen, zur Rechenschaft zu ziehen".

Besondere Marken

Bei einer Umsetzung der aktuellen Pläne für neue TLDs müsste das IOC viel Zeit und Finanzmittel zum Schutz vor Verletzungen und Schädigungen der olympischen Marken aufwenden, was zulasten der eigentlichen Non-Profit-Mission ginge, heißt es im Brief an die ICANN. Zudem verweist das IOC darauf, dass seine Marken bereits in vielen Staaten besonderen Schutz genießen, darunter China, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und die USA. Eben diesen will man auch von der ICANN, die auf bislang elf Kommentare nie reagiert habe.

Die Aufnahme ins "Trademark Clearinghouse", das einem Missbrauch von Markennamen unterhalb neuer TLDs vorbeugen soll, reicht dem IOC nicht aus. Es will auch, dass Olympic und Olympiad in die "Top-Level Reserved Names List" aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um eine Liste weniger Dutzend Begriffe, die bislang entweder einen technischen Hintergrund haben oder in der Domain-Welt von Bedeutung sind. Sollte die ICANN dem IOC-Wunsch entsprechen, würde das eine Sonderstellung gegenüber anderen Markeninhabern bedeuten - was auch andere, weniger finanzkräftige Non-Profit-Organisationen umfasst.

Harte Zielgerade

Freilich betont das IOC auch, dass der ICANN-Plan insgesamt unzureichend sei und Inhabern bekannter Marken generell zu wenig Schutz bietet. Der Kommentar ist eine Hürde auf einer harten Zielgeraden, ehe wie geplant eine Welle neuer TLDs geschaffen werden kann. Vom 5. bis 10. Dezember findet ein dem ICANN-Meeting im kolumbianischen Cartagena statt. Im Vorfeld oder während des Treffens könnte weiterer harter Widerspruch gegen das geplante Handbuch folgen.

Am Schlusstag des Meetings wird der ICANN-Vorstand jedenfalls darüber abstimmen, ob der Entwurf erneut abgeändert oder so angenommen wird. Sollte das Handbuch in gegenwärtiger Form verabschiedet werden, wäre die Einführung neuer TLDs endgültig auf Schiene. Initiativen wie dotBERLIN oder dotVERSICHERUNG könnten dann 2011 ihre TLD-Bewerbungen wirklich einbringen. Der tatsächliche Start wäre aber wohl erst 2012 möglich.(pte)