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Während Kinder großteils nach einer Woche Krankheit gut davon kommen, erwischt es ältere und chronisch Kranke mit potenziell gefährlichen Komplikationen.

Foto: REUTERS/Stefan Wermuth

Wien - Jedes Jahr das selbe "Lied" - bei bloß niedrigen Impfraten gegen die Influenza in Österreich. "Die Kinder werden krank, die Oma stirbt an den Komplikationen" - so lautete das Fazit eines Hintergrundgesprächs mit österreichischen Experten zum Thema Virusgrippe, das der Pharmakonzern Roche in Wien organisierte. Kinderarzt Karl Zwiauer (Krankenhaus St. Pölten): "Mit einer breiten Durchimpfung bei Kindern könnte man zwei Drittel der Erkrankungen bei Erwachsenen verhindern."

Natürlich ist der Schutz vor der Influenza für jeden Erwachsenen wichtig. Doch offenbar verbreiten Kinder die Viren besonders gerne. Der Wiener Infektiologe Christoph Wenisch (SMZ-Süd): "Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass im Winter mehr Menschen sterben. Diese 'Wintersterblichkeit' wird mit der Influenza in Zusammenhang gebracht."

Gefährliche Komplikationen

Ein Fall, den Wenisch als typisch schilderte: "Die 72-jährige Oma passt auf das grippekranke Kind auf. Sie bekommt Fieber, hat dabei auch Vorhofflimmern und bekommt Marcoumar (blutverdünnendes Medikament, Anm.). Sie stolpert und erleidet eine Gehirnblutung." Die Blutverdünnung muss abgesetzt werden, daraufhin erleidet die Frau - so der Experte - einen Schlaganfall wegen Gerinnselbildung im Gehirn und ist seither ein Pflegefall. Wenisch: "Die Kinder sind die 'Keimschleuern'. Und nur bei der Grippe sagt man: 'Ist eh wurscht!'."

Während Kinder zum überwiegendsten Teil nach einer Woche Krankheit gut davon kommen, erwischt es ältere und sonst chronisch Kranke mit potenziell gefährlichen Komplikationen. Die wahre Ursache - die Influenza - bleibe dann zumeist unerwähnt. Auch die Belastungen für das Gesundheitswesen sind offenbar so groß, dass sich die vorbeugende Impfung auf jeden Fall auszahlen würde.

Expertenpapier zu Therapie

Die Diagnose einer Influenza ist für Allgemeinmediziner im Grunde einfach. Viren-Schnelltests bringen nichts, aber wenn Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Husten, Muskelschmerzen und höheres Fieber zusammen kommen, ist von einer "banalen Erkältung" keine Rede. Das ist die Influenza, die auch behandelt werden sollte.

Seit Jahren gibt es hier ursächlich gegen die Influenza-Viren wirkende Arzneimittel wie Oseltamivir ("Tamiflu") und Zanamivir ("Relenza"). Nach zum Teil widersprüchlichen Aussagen dazu haben die führenden österreichischen Experten jetzt unter Patronanz der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten (OEGI) ein Konsensus-Papier zur Influenza-Therapie erstellt, das in der Österreichischen Ärztezeitung publiziert wird.

Wer auf jeden Fall behandelt werden sollte, so die Experten in dem Report, der unter Leitung der Wiener Infektiologen Florian Thalhammer und Christoph Wenisch erstellt wurde: "Patienten mit gesicherter Diagnose sollen innerhalb der ersten 24 bis maximal 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome mit einem Neuraminidasehemmer behandelt werden." Speziell empfohlen sollte eine solche Therapie Personen, die Risikogruppen angehören (z.B. Kinder unter fünf Jahren, Schwangere, Patienten mit chronischen Erkrankungen). Bei Kleinkindern tritt allerdings öfter Erbrechen auf. Das sollte bei der Abschätzung von Nutzen und Risiko bedacht werden. Entgegen manchen Berichten sind die Arzneimittel weiterhin hoch wirksam.

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage mit 500 Österreichern können sieben von zehn befragten Personen die bei Influenza oder grippalen Infekten auftretenden Symptome gut einordnen. Wer allerdings geimpft ist, dem bleibt das zu 80 Prozent erspart. (APA)