Wien - Ein Jahr vor dem Auslaufen seines Vertrags als Mak-Direktor hat Peter Noever (69) am Mittwoch das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien erhalten. Er habe ein biederes Kunstgewerbemuseum zu einer der wichtigsten Museumsinstitutionen Wiens gemacht, begründete Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) die Wahl. "Er hat dieser Institution Leben eingehaucht", streute auch Laudator Thomas Krens - einstiger Guggenheim-Chef - seinem Freund Rosen - und hatte zugleich ein neues Jobangebot für Noever parat.

Der kaiserliche Ahnentempel in Peking, der Taimiao Tempelkomplex, werde derzeit von ihm, Krens, neu designt. Zusätzlich zu den bestehenden elf Gebäuden aus dem 15. Jahrhundert werden dabei drei neue Bauten errichtet. 2012 soll der Komplex eröffnen, wobei Noever hier Ausstellungen machen solle, so Krens Vorschlag: "Komm mit mir nach China. Du hast genug für Österreich getan." Die Direktorenschaft unter Noever seit 1986 sei die wichtigste MAK-Phase aller Zeiten gewesen. Nach einem Vierteljahrhundert gelte aber auch: "Es ist Zeit für Dich, Peter, weiterzuziehen."

Er bewundere jedenfalls den Mak-Chef: "Ich mag seine Fähigkeit, zu überraschen." Man habe sich lange Zeit nicht persönlich kennengelernt - er habe lediglich die permanente Kritik Noevers an seiner Arbeit in der Presse wahrgenommen. Sei den ersten Treffen Mitte der 1990er Jahre sei das Verhältnis jedoch ausgezeichnet, unterstrich Krens, der in einer Präsentation Privatfotos von zehnstündigen Kanutrips mit Wolf D. Prix und dem sichtlichen Sportfeind Noever zeigte.

Zugleich offenbarte der US-Amerikaner die Verwerfungen und Glättungen einer kreativen Freundschaft zweier Kunstobsessiver. Nach einem Streit brach Noever zwei Jahre den Kontakt zu Krens gänzlich ab, um dann kommentarlos eine Marmorplatte samt russischsprachigem Gedicht über Verrat nach New York liefern zu lassen - worauf Krems von einem Spontanpoeten eine Antwort in Baskisch erstellen, diese auf ein Kanu schreiben ließ und nach Wien sandte. Nach drei Jahren Schweigens kam dann schließlich wieder eine Annäherung zustande.

Er verstehe die Auszeichnung als Aufforderung, seine Projekte für Wien umzusetzen, zeigte sich Noever von seinem Verdienstzeichen angetan und nannte sogleich die strittigen Projekte wie die Solarleuchten am Stubenring, der Überbauung des Wienflusses oder den Contemporary Art Tower im Flakturm Arenbergpark. Zu möglichen Jobperspektiven in China wollte sich der Museumschef hingegen noch nicht äußern. Er sei jedenfalls überrascht, welche Dinge hier von seinem Freund Thomas Krens bereits öffentlich gemacht worden seien.

Kulturstadtrat Mailath-Pokorny lobte jedenfalls, eingeleitet von Jazztrompeter Franz Koglmann und im Beisein von Noevers 97-jährige Mutter, die dynamische Persönlichkeit des "chronisch Obsessiven" als "jemand, der die Kultur dieser Stadt und dieses Landes so nachhaltig prägt". Ohne den MAK-Chef wäre das Wiener Kulturleben um Einiges ärmer und langweiliger. Seine Vorschläge, seine Anklagen hätten stets Gewicht, aber zugleich auch immer Herz: "Peter Noever ist eines mit Sicherheit nicht: langweilig." (APA)