Der neue Katalog - schön ist er nicht, mit attraktiven Angeboten will man dennoch bei den Kunden wahrgenommen werden.

Foto: Quelle

Wien - Es gibt ein Leben nach dem Tod. Zumindest für die Marke Quelle. Der heimische Versandhändler, der Ende des Vorjahres von der deutschen Mutter in die Pleite gerissen worden ist, soll nun wieder auferstehen. 65 Millionen Euro hat der Hamburger Versandriese Otto für die weltweiten Markenrechte und das Russlandgeschäft hingelegt. Quelle gibt es mittlerweile wieder in Russland, Frankreich und in der Schweiz, Deutschland und Osteuropa sollen Mitte 2011 folgen, sagt Harald Gutschi, Sprecher der Geschäftsführung von Otto, Universal und Quelle Österreich. In Österreich wird am 1. Jänner 2011 neu durchgestartet, mit Quelle als dritter Marke in der Otto-Gruppe.

Die Motive für den Neustart laut Gutschi: Der Versandhandel boomt. Jeder fünfte Euro in Österreich werde in diesem Geschäftssegment ausgegeben, fünf Milliarden Euro jährlich erwirtschaftet. 250 Euro durchschnittlich geben Herr und Frau Österreicher jährlich im Versandhandel aus. "Wir brauchen nicht nach China zu gehen, um zweistellige Wachstumsraten zu erzielen, wir haben das auch hier", so Gutschi. Quelle-Markenmanager Reinhard Lengauer legt weitere (von Spectra erhobene) Zahlen vor, die die Neubelebung der Marke zu rechtfertigen scheinen. 55 Prozent der Österreicher hätten das Untergehen der Marke betrauert und 53 Prozent würden bei der neuen Quelle wieder einkaufen wollen. Rund 300.000 Kunden peilt man laut Gutschi an.

Ohne Shops

Quelle neu kommt ohne Quelleshops aus und soll vor allem die Sehnsucht der Konsumenten nach Service befriedigen, verspricht Gutschi: "Wir wollen ein Amazon mit Gesicht sein. Es gibt immer mehr ältere Menschen in Österreich, die mehr Dienstleistung zu schätzen wissen." Telefonische Beratung rund um die Uhr und sieben Tage die Woche soll durch das Call-Center in Graz gewährleistet sein. 400 Mitarbeiter, darunter auch ein eigenes Quelle-Team, sollen den Konsumenten den Einkauf erleichtern. Geräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen sollen innerhalb von 24 Stunden - ausgehend vom Lager in Bergheim bei Salzburg - "auch ins Stubaital auf 2.000 Meter" geliefert werden. "Und wir bieten ein gratis Aufstell- und Anschlussservice", wirbt Gutschi um die Gunst der Kunden. Versandkostenfrei sollen Einkäufe ab 75 Euro sein. Auch auf den berühmt-berüchtigten Quelle-Katalog muss nicht verzichtet werden: "Totgesagte leben länger", sagt Gutschi. Ganz der Alte, wird das neue Druckwerk aber nicht sein: Mit 44 Seiten schlanker und mit zweiwöchentlicher Frequenz öfter soll der Kunde die 300.000 Produkte auch auf Papier begutachten können.

Keine Textilien

Textilien wird Quelle laut Gutschi nicht mehr anbieten, konzentrieren will man sich auf die Segmente Technik und Wohnen: "Wir wollen uns ganz auf Hartware fokussieren und hier auch dem stationären Handel wie Lutz, Kika, Leiner, Saturn und Mediamarkt Konkurrenz machen." Auch die Cosmos-Pleite will man sich laut Gutschi zunutze machen. Zugpferd in Sachen Haushaltstechnik soll die Marke Privileg bleiben. Haushaltsgerätehersteller Whirlpool hat sie 2010 von der Otto-Gruppe erworben und produziert seither unter dieser Marke Waschmaschinen, Kühlschränke, Trockner, Herde & Co. "Wir können mit der Marke einen Mercedes zum VW-Preis anbieten und 30 Prozent günstiger als die Konkurrenz sein", erklärt Gutschi. Die ersten Bestellungen werden übrigens bereits entgegengenommen.

700 Mitarbeiter beschäftigt die Otto-Gruppe in Österreich, weitere 100 sollen durch die Neubelebung von Quelle dazukommen. 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze sieht Gutschi bei externen Zulieferern wie Speditionen, in der Druck- und Grafikbranche entstehen. Wie viel genau die Otto-Gruppe investiert, wollte Gutschi heute nicht sagen: "Das kostet zunächst einmal Geld, die Investition lag im zweistelligen Millionenbetrag. Mit dem Break-Even rechnen wir im dritten Jahr." Das Umsatzziel liegt mittelfristig bei 100 Millionen Euro im Jahr. Mitarbeiter von "Quelle alt" sind übrigens laut Gutschi kaum bei "Quelle neu" im Einsatz: "Wir hätten gerne mehr beschäftigt, aber der Großteil von ihnen ist bereits untergekommen." (Regina Bruckner, derStandard.at, 1.12.2010)