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News-Gruppe: Oliver Voigt geht ...

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Matthias Schönwandt kommt.

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Wien - Mannheimer über Bord, Hamburger am Ruder bei News, tv-media, Woman, Format, Profil, Trend und Co. Matthias Schönwandt (45) löst Oliver Voigt (44) ab an der Spitze von Österreichs marktbeherrschendem Magazinkonzern.

Mittwoch bestellte der Beirat der News-Gruppe Schönwandt einstimmig. Den Vorsitz dort führt Torsten-Jörn Klein, Vorstand von Gruner + Jahr für das Auslandsgeschäft des Hamburger Magazinriesen. Den Mitarbeitern tat Klein den Wechsel um 17.30 Uhr kund, mit dem scheidenden Voigt.

Gruner + Jahr hält mit rund 56 Prozent die Mehrheit an der Verlagsgruppe News (18,7 gehören noch den Brüdern Fellner, die heute Österreich machen). Klein hat mit Schönwandt schon eng zusammengearbeitet: 1999 bis 2002 war der neue News-Boss Mitglied der Verlagsleitung des Berliner Verlags. Klein übernahm die Verlagsleitung dort 1998 für Gruner+ Jahr, er führte 2000 bis 2003 die Geschäfte beim Verlagshaus von Berliner Kurier und Berliner Zeitung. Schönwandt leitete in der Zeit deren Anzeigengeschäft.

Magazinen widmet sich Schönwandt seit 2002 als Geschäftsführer des Fernseh-Supplements rtv, Deutschlands nach eigenen Angaben auflagenstärkstem Wochentitel. Bertelsmanntochter Gruner + Jahr lobt seine Digitalstrategie und den Ausbau der Auslandsbeteiligungen. Apropos: rtv hält, nicht erst seit Schönwandt, 24,9 Prozent am österreichischen Tele. Gruner + Jahr verweist auf "deutlich verbesserte" Profitabilität bei rtv.

Dafür hätte es bei News keinen Wechsel gebraucht: Voigt führte sie finanziell sehr erfolgreich, bestätigte auch G + J. Klein dankte Voigt zur Ablöse "sehr herzlich für die über viele Jahre ausgezeichnete Zusammenarbeit, die erfolgreiche Weiterentwicklung sowie die nachhaltige Profitabilitätssteigerung" der News-Gruppe.

Voigts Karriereambitionen sehen Insider als Grund der Ablöse. Der selbstbewusste Mannheimer soll Interesse an einem Vorstandsjob bei Gruner + Jahr durchklingen lassen haben. Auch Ambitionen auf Gruner+ Jahr Frankreich wurden kolportiert. In Hamburg soll das nicht gut angekommen sein.

Voigt will in Wien bleiben

Voigt selbst sieht auf Anfrage des Standard "keineAblöse": Man habe sich nach fünf Jahren "geeinigt", den Vertrag nicht zu verlängern. Er spricht von einer "ordentlichen Nachfolge".

Er verlasse Gruner + Jahr erst einmal, will "gerne in Österreich bleiben" . Voigt wird als möglicher Geschäftsführer der Krone/Kurier-Tochter Mediaprint gehandelt.

Als News-Geschäftsführer sorgte Voigt zwischendurch für Irritationen mit Raiffeisen-Boss Christian Konrad. Raiffeisen ist Mehrheitseigentümer des Kurier, der wiederum 25,3 Prozent an der News-Gruppe hält. Voigt steht aber nach Standard-Infos unter RaiffeisensPersonalvorschlägen für einen künftigen Alleingeschäftsführer der Mediaprint. Krone- und Kurier-Gesellschafter WAZ-Gruppe indes sieht Voigt für den Job skeptisch. Sie vermisste bisher Zeitungserfahrung.

In der heutigen Struktur der Mediaprint mit drei Geschäftsführern steht die Nachbesetzung des Krone-Vertreters an, zuständig für Anzeigen. Voigt ist ein guter Verkäufer mit Gespür für Wiener Gepflogenheiten. "Nix ist fix" , sagt Voigt:"Es gibt genug opportunities", die wolle er "breit diskutieren". Er habe auch Angebote aus Deutschland. Bei der Mediaprint dürfte Voigt eine bei News wichtige Funktion fehlen:Er bestand darauf, auch Herausgeber zu sein.

Pirker und die WAZ

Unterdessen verdichten sich die Hinweise, Eigentümer der WAZhätten ernstes Interesse, einen anderen prominenten Abgänger an Bord zu holen: Horst Pirker, bis September Vorstandschef der Styria. Der kann nicht alleine mit Zeitungserfahrung aufwarten. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 2.12.2010)