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Grafik: APA

Mit knapp über 3,3 Millionen unselbstständig Beschäftigten wurde im November ein Allzeit-Rekord in Österreich erreicht, teilte das Sozialministerium am Mittwoch mit. Damit waren erstmals mehr Menschen in Beschäftigung als vor der Wirtschaftskrise. Allerdings: Der Rekordwert ergibt sich nur, wenn man Zivil- und Präsenzdiener sowie Kindergeld-Bezieher nicht in die Zahl der Beschäftigten einrechnet.

Trotz des hohen Beschäftigungsgrades waren im November noch immer 244. 346 Menschen als arbeitslos gemeldet. Zählt man all jene dazu, die einen AMS-Kurs besuchten, steigt die Zahl der Jobsuchenden sogar auf 317.447. Wie diese Arbeitslosenrate von 5,2 Prozent mit dem Beschäftigungsrekord zusammenpasst? Die Zahl jener Menschen, die für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wird von Jahr zu Jahr größer.

Wien – Die Situation am heimischen Arbeitsmarkt hat sich auch im November weiter erholt: Die Zahl der Arbeitslosen ging im Jahresvergleich um 13.399 oder um 5,2 Prozent auf 244.346 Jobsuchende zurück. Rechnet man die 73.101 in Schulung befindlichen Personen dazu, waren zum Monatsende 317.447 Menschen ohne Arbeit. Das waren um 19.080 Betroffene weniger als vor einem Jahr.

Die Entspannung am Jobmarkt zeigt sich auch bei der Zahl der unselbstständig Beschäftigten. In Summe hatten laut Sozialministerium knapp über 3,3 Millionen Menschen ein Dienstverhältnis. Damit liegt die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse auf einem Allzeit-Hoch. Wie das mit der noch immer nicht ganz geringen Arbeitslosigkeit von 5,2 Prozent zusammenpasst? Der Arbeitsmarkt wächst insgesamt an – einerseits durch Zuwanderung, aber auch durch Menschen, die – etwa wegen einer Uni-Ausbildung – in der Krise nicht auf den Arbeitsmarkt gedrängt haben.

Der Beschäftigungsrekord ergibt sich allerdings nur dann, wenn man Zivildiener, Präsenzdiener und Kindergeld-Bezieher nicht mitrechnet. Das Arbeitsmarktservice zählt diese Gruppen sehr wohl mit, wodurch sich im Jahr 2008 ein noch höherer Beschäftigungsstand ergab.

Im Vergleich zum November des Vorjahres sind laut Angaben des Sozialministeriums jedenfalls rund 61.000 neue Jobs entstanden. Es seien aber nicht nur jene Arbeitsplätze zurückgekommen, die in der Krise verlorengegangen sind, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf auf Ö1. Die Industrie habe sich bis jetzt nur zu 60 Prozent erholt. Im Bereich der Erziehung und der Kinderbetreuung sowie im Gesundheitswesen seien dafür viele neue Jobs entstanden. Davon würden überwiegend weibliche Arbeitskräfte profitieren, meint Kopf.

Nur Niederlande besser

Gleichzeitig dürfte der eingeführte Gratiskindergarten ein Grund dafür sein, dass die Arbeitslosigkeit in Wien gestiegen ist. "Viele Menschen, die während der Krise dem Arbeitsmarkt ferngeblieben sind, sind nun auf Jobsuche", meint die Vizechefin des AMS-Wien, Inge Friehs.

Im Europa-Vergleich rangiert Österreich mit einer Quote von 4,8 Prozent hinter den Niederlanden an zweitbester Stelle. Bei der Jugendarbeitslosigkeit hält Österreich hinter Deutschland und den Niederlanden mit 9,8 Prozent den dritten Platz. Die unterschiedlichen Zahlen im Vergleich zum AMS ergeben sich aus abweichenden Berechnungsmethoden. (go, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.12.2010)