Brüssel/Wien - EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard will nun dem Missbrauch bei der Bezahlung für klimaschonende Treibhausgas-Projekte einen Riegel vorschieben. Eine Untersuchung der Umweltschutzorganisationen WWF und CDM Watch hatte nämlich ergeben, dass es bei dieser Art von Emissionszertifikatehandel nicht zu weniger, sondern im Gegenteil zu absichtlich mehr Produktion des Treibhausgases HFC-23 gekommen war.

Diese paradoxe Situation war entstanden, weil die Vermeidung dieses Treibhausgases eigentlich sehr billig durchgeführt werden kann. Da HFC-23 aber ein extrem aggressives Treibhausgas ist, das viel stärker zur Erderwärmung beiträgt als das wichtigste Treibhausgas CO2, hatten die damit befassten Firmen im Rahmen des Kioto-Protokolls besonders viele Emissionsgutschriften erhalten.

Diese Credits hätten einen Glücksfall für eine Handvoll von Unternehmen in China und Indien bedeutet, so der österreichische VP-Europaabgeordnete Richard Seeber in einer Aussendung. Die Einnahmen dafür hätten die Kosten für die HFC-23-Beseitigung um das bis zu 78-fache überstiegen. Umgekehrt bedeutete es für energieintensive Firmen wie RWE, BASF oder ThyssenKrupp, dass ihnen besonders viele Emissionsgutschriften zugeteilt wurden. Österreichische Firmen sollen nicht beteiligt gewesen sein. Hedegaard will nun diese Art von Gutschriften, die im Rahmen des Kioto-Instruments Clean Development Mechanism (CDM) möglich waren, verbieten. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.12.2010)