Lufthansa belohnt Franzosen mit AUA-Führung.

Foto: Lufthansa/Monika Werneke

Wer im Lufthansa-Konzern Karriere machen und bis in das oberste Führungsgremium vordringen will, der muss in seiner Laufbahn einmal Chef einer Tochter gewesen sein. Der neue Lufthansa-Boss Christoph Franz war Chef der Swiss, sein Nachfolger als Passage-Vorstand (dem operativen Betrieb einer Airline), Carsten Spohr, war zuletzt Chef der Lufthansa-Cargo.

Der neue AUA-Boss Thierry Antinori (49), seit elf Jahren bei der Lufthansa und zuletzt für den weltweiten Vertrieb und das Marketing zuständig, muss nun also zeigen, dass er mehr kann als verkaufen; er muss Führungsqualität und Sanierungskompetenz bei der jüngsten Lufthansa-Tochter beweisen.

Die Chancen des gebürtigen Franzosen standen günstig: Der Konzern wird nach der Pensionierung von Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber zu Jahresende neu organisiert. Und mit Ausnahme der AUA waren die Chefposten bei den Auslandstöchtern Swiss, BMI, SN Brussels bereits fix vergeben. Weil sich Antinori in der Vergangenheit als weltweiter Vertriebschef einen Namen gemacht hatte - er hatte einen hohen dreistelligen Millionenbetrag eingespart, ohne am Kunden oder am Produkt zu sparen -, wollte man ihn nun mit dem Chefsessel der AUA belohnen. Kritiker meinen, der neue Passage-Vorstand Spohr, in dessen Bereich Antinori bisher tätig war, sei Antinori so auf "elegante Weise losgeworden" .

Fachlich werden ihm von Weggefährten jedenfalls Rosen gestreut: Er sei nicht nur ein Vertriebs-, sondern auch ein "Produktmensch" . Insofern gehe Antinori davon aus, dass nur zufriedene Passagiere mehr fliegen. Und diese Einstellung könne der AUA nur guttun. Antinori hat im Lufthansa-Konzern etwa die Reisebüroprovisionen abgeschafft und das Vielfliegerprogramm Miles & More weiterentwickelt.

Privat hat Antinori vor sechs Jahren einen harten Schicksalsschlag verkraften müssen: Seine Partnerin kam beim Tsunami ums Leben. Wochenlang durfte ihn im Konzern niemand darauf ansprechen. Jetzt ist er mit einer Äthiopierin verheiratet und hat eine Tochter.

Antinori wird per 1. April 2011 als Spitze zum bisherigen Duo Peter Malanik und Andreas Bierwirth stoßen. Beide Manager dürften bis zum Auslaufen ihrer Verträge 2012 an Bord bleiben. Antinori kennt Wien, er saß in den Neunzigerjahren bei der früheren Lauda Air als Lufthansa-Vertreter im Aufsichtsrat. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.12.2010)