Moskau - Um die unkontrollierte Anreicherung von Uran in anderen Ländern einzudämmen, hat Russland mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) die weltweit erste internationale Bank für atomaren Brennstoff gegründet. Die Reserve im sibirischen Angarsk umfasse derzeit 120 Tonnen schwach angereichertes Uran, das bei Engpässen an Partnerländer geliefert werden könne, teilte die russische Atomenergiebehörde Rosatom am Mittwoch in Moskau mit.

Die Uran-Bank nutzen dürfen demnach Länder, die den Atomwaffensperrvertrag befolgen. Das Uran in Angarsk hat laut Rosatom einen Anreicherungsgrad von zwei bis 4,95 Prozent; waffenfähiges Uran ist zu mindestens 90 Prozent angereichert.

Uran-Bezug mit Zustimmung der IAEA

Die Uran-Reserve geht auf einen Vorschlag der russischen Regierung im September 2007 zurück. Ende März unterzeichneten die IAEA und Rosatom in Wien einen Vertrag über die Einrichtung der Reserve in Russland, im November wurde das Vorhaben von der Mehrheit der IAEA-Mitgliedsstaaten abgesegnet.

Die Uran-Bank soll Staaten, die Atomkraft für friedliche Zwecke nutzen, von Störungen auf dem Uran-Markt unabhängig machen und die politische Instrumentalisierung des Uran-Handels verringern. Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag anerkennen, können Uran aus Angarsk erhalten, wenn die IAEA ihrer Anfrage zustimmt. Somit werde eine internationale Infrastruktur für Atomenergie geschaffen, die die "verlässliche Einhaltung der Regelung zur Nichtverbreitung von Atomwaffen" sicherstelle, erklärte Rosatom.

Der Ansatz, durch eine externe Anreicherung von Uran die Gefahr einer heimlichen Herstellung von waffenfähigen Uran zu bannen, war auch im Atomstreit mit dem Iran angewendet worden. Auf Vermittlung Brasiliens und der Türkei hatte Teheran Mitte Mai eingewilligt, im Austausch gegen Brennstäbe für seinen medizinischen Forschungsreaktor 1200 Kilogramm schwach angereichertes Uran in der Türkei zu lagern und später höher angereichertes Uran aus Russland und Frankreich zu beziehen. Gleichzeitig aber kündigte Teheran an, auch weiterhin Uran im eigenen Land anreichern zu wollen. Die Vereinbarung scheiterte allerdings.

Anfang kommender Wochen wollen die fünf UN-Vetomächte und Deutschland in Genf erstmals seit mehr als einem Jahr wieder Gespräche mit Teheran über das iranische Atomprogramm führen. (APA)