Mehrere französische Sozialisten wie Dominique Strauss-Kahn, Martine Aubry und neuerdings auch Ségolène Royal würden nach heutigem Umfragestand Nicolas Sarkozy bei der nächsten Präsidentenwahl schlagen. So klare Siegeschancen hatte die Linke in Paris noch kaum in der Fünften Republik. Entsprechend gut will sie es anpacken: Im Juni 2011 soll die Kandidatenliste der Sozialisten stehen, im November ihre Vorwahl stattfinden, im Mai 2012 soll endlich wieder ein Linker ins Elysée einziehen - 17 Jahre nach François Mitterrands Abschied.

Ein schönes Drehbuch. Nur droht es jetzt schon über den Haufen geworfen zu werden, weil sich die einen (Aubry) nicht daran halten, die anderen (Royal) vorpreschen und die Dritten (Strauss-Kahn) mit verdeckten Karten spielen.

Die Häme der bürgerlichen Sarkozy-Partei UMP darüber ist groß. Gerechtfertigt ist sie mitnichten, denn auf der Rechten ist der politische Ehrgeiz mindestens so verbreitet. Nur hat Sarkozy seine Truppen besser unter Kontrolle: Wie Jacques Chirac vor ihm benutzt er die Gaullistenpartei als persönliche Wahlmaschine, die notabene den Zweck hat, den Aufstieg interner Rivalen zu verhindern.

Die Sozialisten wollen nicht autokratisch, sondern demokratisch siegen. Das passt aber schlecht zum hierarchisch organisierten Präsidialsystem. Diesen Widerspruch hat Frankreichs Linke nur einmal unter Mitterrand aufgelöst. Wenn sie nicht sehr aufpasst, könnte es dabei bleiben. (Stefan Brändle /DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2010)