Bild nicht mehr verfügbar.

Alfred Ludwig (60) ist Generaldirektor des ÖFB.

APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER


Standard: Korruptions- und Manipulationsvorwürfe, Verdacht des Stimmenkaufs. Die Fifa gibt kein gutes Bild ab, oder?

Ludwig: Ich will da aufpassen, kein Mensch weiß, was da wirklich rennt beim Weltverband. Sagt man einen unbedachten Satz, wird man gleich geklagt.

Standard: Hätte man die WM-Vergaben verschieben sollen?

Ludwig: Nein, das würde die Debatten nur verzögern. Blatter hat alle Schritte eingeleitet, das Exekutivkomitee ist groß genug.

Standard: Was denkt sich das kleine, unbedeutende Mitglied Österreich über den Zustand der Mutter?

Ludwig: Nicht viel. Das kleine Österreich liest ja auch nur Zeitungen. Wie gesagt, ein blödes Wort würde dem ÖFB schaden. Und das wollen wir nicht.

Standard: Wie würden Sie den Führungsstil von Sepp Blatter beschreiben?

Ludwig: Wir haben sehr wenig mit ihm zu tun. Er ist ein demokratischer, vehementer und stur seinen Weg gehender Präsident.

Standard: Österreich war 2008 gemeinsam mit der Schweiz Veranstalter der Europameisterschaft. Musste man massives Lobbying betreiben, um dann den Zuschlag zu erhalten?

Ludwig: Es war wichtig, dass man das Pflichtenheft der Uefa erfüllt. Wenn man diese Aufgaben nicht mit einem römischen Einser besteht, kommst du bei mehreren Kandidaten gar nicht weiter. Dann musst du die Funktionäre des Exekutivkomitees davon überzeugen, dass die Veranstaltung im Land gewollt wird und dass es überhaupt kein Risiken gibt.

Standard: Nach welchen Kriterien wird entschieden? Gewinnt, egal ob EM oder WM, tatsächlich der beste Kandidat? Wie schaut der Einfluss der Politik und der Wirtschaft aus?

Ludwig: Bis jetzt haben immer die Richtigen gewonnen. Die WM 2006 in Deutschland war richtig. Auch Südafrika 2010 hat geklappte. Die EM 2004 war eine sportpolitische Entscheidung, man zog das kleine Portugal dem Riesen Spanien vor. Die Politik öffnet sich nach Osten hin, insofern passt die EM 2012 nach Polen und in die Ukraine. Das war logisch.

Standard: Geht es der Fifa und auch der Uefa ausschließlich um Gewinnmaximierung?

Ludwig: Die Großverbände schauen darauf, optimal finanziell abzuschneiden. Sie nähren ja auch ihre Mitglieder. Das ist legitim.

Standard: Wurde je versucht, Sie oder einen anderen ÖFB-Funktionär zu bestechen?

Ludwig: Nein. Abgesehen davon wäre es sinnlos. Wir waren nie in der Situation, Entscheidungen zu beeinflussen oder gar zu fällen. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 02.12.2010)