Stuttgart/Berlin - Auch nachdem der CDU-Politiker Heiner Geißler seinen Schlichterspruch zum Stuttgarter Bahnhof S 21 verkündet hat, herrscht keine Ruhe. Die Grünen und andere Gegner des Großprojekts rechnen vor, dass Geißlers Änderungswünsche 500 Millionen Euro mehr kosten würden. Sie finden, dadurch würden die bestehenden Verträge ohnehin wieder infrage gestellt werden.

Geißler hatte erklärt, der 4,1 Milliarden Euro teure Bahnhof solle - trotz der großen Widerstände - wie geplant unterirdisch weitergebaut werden. Allerdings machte er einige Auflagen: 30 Prozent höhere Kapazität, gegebenenfalls durch zwei weitere Gleise, bessere Zugänge und Sicherheitsvorkehrungen, mehr Schutz für Bäume im Schlossgarten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus und Umweltministerin Tanja Gönner (beide CDU) glauben nicht, dass die Zahl der Gleise erhöht werden muss. Gönner erwartet Mehrkosten von 150 bis 170 Millionen Euro, "und dies halten wir für vertretbar."

Inzwischen rüsten sich auch beide Seiten für ihre künftige Arbeit: Die Bahn will nach dem Ende der Friedenspflicht die Bauarbeiten wiederaufnehmen. Unklar ist aber noch, ab wann die Bagger wieder anrollen. Initiativen, die sich gegen den neuen Bahnhof wehren, wollen wieder zu Demonstrationen aufrufen.

Die Grünen sehen keine Entschärfung des Konflikts. "Ich glaube nicht, dass der Protest aufhört" , sagt Grünen-Verkehrspolitiker Winfried Hermann. Denn Geißler habe seiner Meinung nach doch sehr deutlich "den Gegnern und dem Protest eigentlich eine rote Karte gezeigt" . Nach Ansicht der Grünen handle es sich durch Geißlers Vorschläge um ein ganz anderes Projekt. Sie verlangen ein neues Planungsverfahren.  (bau, DER STANDARD; Printausgabe, 2.12.2010)