Schön, dass die Innenministerin Kinder nicht mehr ins Gefängnis stecken will, bevor sie abgeschoben werden. Maria Fekter hat sich die Kritik der vergangenen Wochen an ihrer Abschiebepraxis offenbar zu Herzen genommen - zumindest ein bisschen.

Anstatt Minderjährige von der Polizei abholen zu lassen und bis zur Abschiebung in Haft zu nehmen, will sie diese künftig mit ihren Eltern in einer eigenen Einrichtung in Wien-Simmering unterbringen. Dort soll unter anderem festgestellt werden, ob alle Familienmitglieder körperlich in der Lage sind, eine Flugreise anzutreten.

Das ist an sich löblich. Ändert aber nichts daran, dass es sich dabei um eine Haftanstalt handelt. Darüber können weder Plüschsofas noch Spitzendeckerln hinwegtäuschen: Die Betroffenen werden im "gelben Haus" von Polizisten festgehalten, auch wenn das Innenministerium lieber vom "gelinderen Mittel" spricht.

Dass sich die neue Einrichtung in dem Macondo genannten Flüchtlingsdorf befindet, ist ein Sinnbild für Österreichs gegenwärtige Asylpolitik: An jenem Ort, an den sich in den letzten 30 Jahren tausende Menschen vor Verfolgung in ihrer Heimat gerettet haben, warten künftig Familien auf ihre Abschiebung. Und haben dabei einen guten Blick in die Wohnzimmer von anerkannten Flüchtlingen - also jenen Menschen, die das geschafft haben, was ihnen verwehrt bleibt: ein neues Leben in einem neuen Land. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 2.12.2010)