Brasilia - Dilma Rousseff ist die neue Präsidentin Brasiliens. Die 63-Jährige legte am Samstag in der Hauptstadt Brasília vor Abgeordneten, Senatoren und zahlreichen ausländischen Staats- und Regierungschefs ihren Amtseid ab. Rousseff tritt die Nachfolge des in der Bevölkerung äußerst beliebten Luiz Inácio Lula da Silva an, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte.

In ihrer Antrittsrede kündigte Rousseff an, sie wolle "die extreme Armut ausradieren", unter der rund 18 Millionen Brasilianer leiden, die Schwächsten der Gesellschaft schützen und "für alle regieren". Rousseff ist die erste Frau an der Spitze des südamerikanischen Landes mit 191 Millionen Einwohnern, das während der achtjährigen Präsidentschaft von Lula da Silva zur achtgrößten Volkswirtschaft der Welt aufstieg. 29 Millionen Menschen fanden aus der Armut, die Arbeitslosigkeit ging zurück, das Land überstand vergleichsweise gut die weltweite Finanzkrise.

Wiederholt dankte Rousseff ihrem Amtsvorgänger und Wegbereiter Lula, dessen Wunschkandidatin für das Präsidentenamt sie war. Und sie versprach, Lulas politische Errungenschaften vor allem bei der Bekämpfung der Armut und der Förderung des wirtschaftlichen Wohlstands zu bewahren. Rousseff hatte sich in der Stichwahl Ende Oktober gegen ihren sozialdemokratischen Herausforderer José Serra durchgesetzt.

Rund 70.000 Schaulustige verfolgten am Samstag im strömendem Regen Rousseffs Fahrt zur Amtseinführung im Kongressgebäude. Im Präsidentenwagen, einem Rolls Royce, und eskortiert von sechs nebenher laufenden Leibwächterinnen wurde Rousseff durch die Innenstadt von Brasília zum Parlament gefahren.

Die als Tochter einer Brasilianerin und eines bulgarischen Einwanderers im südöstlichen Bundesstaat Minas Gerais geborene Rousseff kämpfte in ihrer Jugend in linksgerichteten Guerillagruppen gegen die Militärdiktatur (1964-1985). Knapp drei Jahre saß sie im Gefängnis und wurde dort auch gefoltert. Nach dem Ende der Diktatur gehörte sie zu den Neugründern der brasilianischen Arbeiterpartei.

"Eiserne Lady"

Der 2002 zum Staatschef gewählte frühere Gewerkschafter Lula holte Rousseff 2003 als Energieministerin in sein Kabinett. "Sie kam da mit ihrem kleinen Computer, wir haben geredet und ich habe in ihr etwas gesehen", sagte Lula einmal über diese Entscheidung. 2005 machte er Rousseff zur Kabinettschefin und baute sie systematisch zu seiner Nachfolgerin auf. Im brasilianischen Politikbetrieb erarbeitete sie sich einen harten Ruf und den entsprechenden Spitznamen "Eiserne Lady".

Zu Rousseffs größten Herausforderungen der kommenden Jahre gehören der Kampf gegen Gewalt und Korruption in dem Land sowie die Verbesserung des Bildungs- und des Gesundheitssystems. Zudem stehen dem größten Land Lateinamerikas zwei Großereignisse von weltweiter Bedeutung bevor: Im fußballverrückten Brasilien findet 2014 die Fußball-Weltmeisterschaft statt, zwei Jahre später richtet das Land die Olympischen Spiele aus. (APA/dpa)