Während Europa sukzessive die Wehrpflicht abschafft stemmt man sich in Österreich gegen ein Berufsheer. Und argumentiert, Totschlagargumente passen ja zum Militär, dass es mit dem Wegfall der Wehr- auch keine Zivildiener mehr geben wird. Die Kirchen assistieren. Ausgerechnet jene, die lange gegen Waffen- und Wehrdienstverweigerer als Asoziale und Deserteure polemisierten.

Der Staat hat für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen, in allen Bereichen, Schutz des Eigentums, Justiz, Feuerwehr, medizinische Versorgung, Kranken-, Kinder-, Armen- und Altenbetreuung, Fürsorge ... Genau genommen identifiziert sich der Staat durch Wahrnehmung dieser Verpflichtung.

Das heißt aber nicht, dass Zivildiener eingesetzt werden sollen, wo die Verwaltung aussetzt. Hierzulande wird öffentliches Geld für Tunnel, Kampfflieger, die Anfütterung des Boulevards, die Finanzierung von Banken und korrupter Freundeskreise gescheffelt. Für die Grundbedürfnisse der Sicherheit fehlt es jedoch. Deshalb sind die Zivis gerade recht gekommen.

Ausbeutung junger Männer

Junge Männer, gerade am Höhepunkt ihrer Manneskraft, die gegen ein Taschengeld eingesetzt werden. Das österreichische Gesundheitssystem verschlingt Milliarden, dennoch bekommt ein Teil des Krankenpflegepersonals kein Gehalt. Die Leute machen das nicht freiwillig, sie haben sich bloß für eine von zwei Alternativen entschieden. Kirchen und Gemeinden freut es sogar, sie sparen damit viel Geld. Politiker, Religionsgemeinschaften, Vereine, Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Sozialminister nicken zufrieden.

Schafft die Wehrpflicht ab und gleichzeitig den Zivildienst. Wenn ihr Pflege- oder Kindergartenpersonal braucht, dann schaut euch am Arbeitsmarkt um, spart nicht am schwächsten Ende und bezahlt es auch rechtskonform. Achtet darauf, woher die Idee vom eben erst erfundenen Sozialjahr (nicht vermittelbare Arbeitslose werden zu Pflegeaufgaben gezwungen) kommt! Strengt euch an! Keinem fällt dazu das Wort "Lohndumping" ein. Der jetzige Status heißt Sklavenarbeit, 2011 in Österreich!

Christian Eder
4300 St. Valentin (DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2011)