Die ägyptische Armee, mehrfach von Israel geschlagen, steht heute prächtig da, gut ausgerüstet, ein starker Wirtschaftsfaktor, in der Gesellschaft als sauber und "patriotisch" verehrt. Der Name von Generalstabschef Sami Hafez Enan taucht immer wieder auf als eine für viele Ägypter akzeptable Alternative zu Hosni Mubarak, zumindest für eine Übergangszeit. Die instinktive Ablehnung gegen einen General an der Staatsspitze, die wir hier haben, fehlt den meisten Ägyptern völlig - nicht einmal nach drei Präsidenten, die allesamt aus dem Militär kamen.

Enan musste vorige Woche typischerweise erst aus den USA heimkehren, als die Unruhen ausbrachen: Und mit seinem Kollegen, US-Generalstabschef Mike Mullen, hat er seitdem telefoniert, heißt es. Die Armee hört genau zu, was Washington sagt, denn von dort kommt etwas, das ihr hilft, ihren Status zu pflegen: Partnerschaft und Geld. Ein Teil davon geht in Ausbildung und Organisation, ein Teil in die Ausrüstung: was dazu führt, dass es amerikanische Waffen, oder zumindest amerikanisch finanzierte Waffen wären, die die Armee auf die Ägypter richten würde, wenn sie sich gegen die Demonstranten wenden würde.

Es ist ungut für die USA, als Verbündeter eines repressiven Staats dazustehen, es wäre eine Katastrophe für sie, wenn die Demokratiebewegung mit US-Waffen niedergeschlagen würde. Es wäre auch das sofortige Ende der US-Partnerschaft mit Ägyptens Armee. Die weiß das genau. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2011)