Kroatien beheimatet Europas letzte große Auwälder, wie etwa im Gebiet Kopacki Rit, wo noch eine große Zahl Seeadler brütet.

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Wien/Zagreb - Umweltschützern zufolge schlägt Kroatien in Sachen Wasserschutz derzeit einen Weg ein, der in Widerspruch mit einem baldigen EU-Beitritt des Landes steht. In dem Land sollen mehrere Flussregulierungen in Angriff genommen werden, die dem Experten Arno Mohl vom World Wide Fund For Nature (WWF) zufolge in Widerspruch mit geltenden EU-Standards stehen.

Der internationale Flussexperte des WWF Österreich bringt daher am heutigen Welttag der Feuchtgebiete in Kroatien eine Beschwerde bei der EU-Delegation in Zagreb ein. "Der WWF fordert die EU-Kommission auf, die Zerstörung von Europas Naturerbe in letzter Minute zu stoppen", erläutert Mohl.

Kroatien verfügt über die letzten großen Auwälder Europas. Mehrere geplante Projekte sollen diese nun gefährden: Die Kanalisierung der Drau-Mur-Mündung, die Regulierung der noch frei fließenden Donau auf insgesamt 50 Kilometern und des Flusses Save auf über 385 Kilometern.

"Amazonas Europas"

Dabei hat Kroatien noch im September 2009 eine Deklaration zur Schaffung eines gemeinsamen Unesco-Biosphärenparks unterzeichnet. Der WWF nannte das Projekt den "Amazonas Europas".

Teil der Kernzone dieses Fünf-Länder-Biosphärenparks wäre unter anderem das Auengebiet Kopacki Rit, das durch die nun geplanten Eingriffe als gefährdet gilt. Dieser Landstrich weist laut WWF noch die höchste Dichte an Seeadlerbrutpaaren auf engstem Raum in Europa auf. Aber auch andere bedrohte Tierarten würden bei der Umsetzung der wasserbaulichen Vorhaben in ihrem Lebensraum bedroht: Etwa die Zwergseeschwalbe, von der es laut Mohl "nur noch eine Handvoll Exemplare" gibt, oder eine Störart, der Glattdick, in Donau und Drau.

Die Flussregulierungsvorhaben entsprechen laut Mohl nicht dem heutigem Stand der Technik, und in der EU wäre die Umsetzung solcher Vorhaben aus wasser- und naturschutzrechtlichen Gründen gar nicht möglich, meint der Umweltschützer.

Kroatien nimmt wie 13 weitere Staaten (darunter auch Österreich und sieben weitere EU-Länder) an der Donauraum-Strategie zur besseren länderübergreifenden Zusammenarbeit teil. Diese sieht den Ausbau der Schifffahrt und die Förderung von Tourismus vor, aber auch Anstrengungen zu Bildung, Forschung und zum Umweltschutz. (Gudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 2.2.2011)