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Obwohl es um das Unternehmensthema Cloud-Computing geht, bleiben Gadgets der Aufputz von Deutschlands größter IT-Messe - wenn auch weitgehend bereits anderswo vorgestellte: Nintendos 3-D-Spielekonsole, Fujitsus Windows-Tablet Stylstic Q550 und der schon in Vegas gezeigte Asus Eee Pad Slider (im Bild).

Foto: EPA

Die deutsche Computermesse Cebit, einst die schönste und größte auf dem Erdenrund, hat's nicht leicht. Seit Fernseher dank hochauflösenden Flatscreens, Blu Ray, 3-D und Smart TV wieder sexy sind läuft ihr im eigenen Land die altehrwürdige Funkausstellung IFA im noch dazu lustigeren Berlin den Rang ab. Die Consumer Electronics Show in Las Vegas gibt alljährlich für die Branche Ton und Takt vor, so auch heuer vor allem mit einer Parade an iPad-Konkurrenten. In Barcelona trifft sich rund drei Wochen vor der Cebit die Handybranche zu ihrem wichtigsten Termin des Jahres - und bäckt anschließend in Hannover nur noch kleine Brötchen. Und wie um zu bekräftigen, dass die Cebit schon längst keine Premierenbühne mehr ist, stellt Apple (das Messen grundsätzlich fern bleibt) am Mittwochabend in San Francisco und London das iPad, Version 2, vor.

Cloud Computing

Somit bleiben der IT-Messe vor allem die etwas sperrigen Business-Themen, und das heurige ist so eines: Cloud-Computing steht im Mittelpunkt der Messe - die IT-Versorgung quasi aus der Steckdose. Das Konzept, das Onlinekonzerne wie Google oder Amazon (bekannt für den Handel mit Waren aller Art, aber inzwischen der weltweit größte Cloud-Anbieter) seit Jahren trommeln: Das Netz ist der Computer, wer Leistung braucht, baut sie nicht im eigenen Rechenzentrum auf sondern mietet sich in den Serverfarmen von Cloud-Providern ein.

Aber während Unternehmen nur zögerlich damit beginnen ihre Daten und Infrastruktur aus der Hand zu geben, weisen Smartphone und iPad, in den nächsten Wochen auch eine wachsende Schar von Android-Tablets, den Weg. Die kleine Google App "Übersetzer", die es für Android-Handy wie iPhones gibt, ist ein Paradebeispiel dafür, wie dank mobilem Breitband Endgerät und Cloud zusammenspielen. Am Handy gibt man Wörter oder Sätze ein, die man übersetzt haben will, auch mittels Diktat ist das möglich. Die eigentliche Arbeit wird auf tausende Server auf Google-Serverfarmen verteilt und per Leitung wieder zurückgeschickt.

Spracherkennung

Spracherkennung und Übersetzung sind für Softwareentwicklern seit Jahrzehnten eine harte Nuss, die bisher nur ansatzweise geknackt wurde. Erst enorme Rechenleistung bringt uns diesem Komfort ein kräftiges Stück näher, wenn auch der Computer als Zuhörer und Sprachentalent bei weitem noch nicht perfekt ist.

Fotos, Musik, Filme, Mail, soziale Netzwerke, Onlinegames: Private User sind mindestens ebenso eifrige, unbewusst möglicherweise sogar intensivere Nutzer von Diensten in der Wolke als Firmen. Aber die Bequemlichkeit, die IT aus der Steckdose bieten kann, wirft auch neue Fragen auf. Vor allem die Themen Datensicherheit, Privatsphäre und die Möglichkeit, Daten von einem Anbieter zu einem anderen übertragen zu können, ist weder bei privaten noch bei kommerziellen Angeboten ansatzweise gelöst.

Wachstum

Die Industrie ist trotzdem mit Prognosen über die wachsende Bedeutung von Cloud-Services bei der Hand. Im heurigen Jahr soll in Deutschland das Geschäft mit Unternehmen und Privatkunden um 55 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zulegen, erwartet der deutsche Branchenverband Bitcom. Um unterschiedliche Interessen an Cloud-Computing besser bedienen zu können, wird das Thema in Hannover in vier Bereich geteilt: Pro für Geschäftskunden, Gov für öffentliche Hand, Lab für Forschung und Life für Private. (spu/ DER STANDARD Printausgabe, 1. März 2011)

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