K. Ludvigsen: "Genesis des Genies", € 99,- / 488 S., Delius-Klasing-Verlag 2011

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Heutzutage stellt sich, aufgrund des grassierenden Mangels und zunehmender Schwierigkeiten bei der Gewinnung der minimierten Ressourcen fossiler Brennstoffe, mehr denn je die Frage, welche Alternativen entwickelt werden können, um Fahrzeuge betreiben zu können. Umso interessanter ist die Tatsache, dass Ferdinand Porsche (1875-1951) bereits im Jahr 1900 einen Hybridmotor entwickelt hatte. Dass die futuristische Vision des Elektromotors des damals 25-jährigen Konstrukteurs nur eine von vielen zukunftsweisenden Innovationen war, decouvriert Karl Ludvigsen, selbst Konstrukteur, Rennfahrer und Automobilhistoriker, in Zusammenarbeit mit Ernst Piech, dem ältesten Enkel, in seiner Biografie Genesis des Genies, die vor allem die frühe Periode bis 1933 beleuchtet.

Entgegen üblichen Publikationen, die sich mit der Entwicklung der Sportwagen und des Volkswagens befassen, richtet der Autor den Fokus der detaillierten, auf über 500 raren Dokumenten, Konstruktionsplänen, Patenten und Fotografien basierenden, opulent illustrierten Monografie auf die Frühzeit des strebsamen Ingenieurs, dessen Interesse und Entwicklungen sich nicht nur auf das Automobilwesen beschränkte, sondern auch innovative Lösungen für Flugmotoren, Traktoren, Trolley-Busse, Eisenbahn, Luftschiffe, Feuerwehr, sowie das Transport- und Logistikwesen inkludiert.

Im Gegensatz zu den umweltschädigenden Verbrennungsmotoren favorisierte Porsche eine elektrobetriebene Technik, die aber nach der Präsentation bei der Pariser Weltausstellung 1900 (in Form des Modells "Semper vivus"von Jacob Lohner & Co) als zu träge und abhängig von der Verfügbarkeit von Ladestationen abgetan und nicht weiterverfolgt wurde. Schlaglichter wirft die Biografie auf Porsches Renntätigkeit, seine Arbeit für die Firmen Lohner, Austro-Daimler, Daimler-Benz und Steyr sowie die unzähligen Erfindungen und Patente, die den Grundstein der erfolgreichen Automobildynastie legten. (Gregor Auenhammer/DER STANDARD/Automobil/25.02.2011)