Bild nicht mehr verfügbar.

Präsident Saleh.

Foto: REUTERS/Khaled Abdullah

Sanaa - In seiner wachsenden Not schlägt der jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh jetzt auch auf seine amerikanischen Verbündeten ein. In einer Rede vor Professoren und Studenten der Universität von Sanaa sagte der seit 1978 regierende und zunehmend von Regimegegnern bedrängte Staatschef am Dienstag: "Sie (die Proteste) werden vom Weißen Haus gesteuert, und das Kontrollzentrum für die Destabilisierung der arabischen Welt ist in Tel Aviv."

Saleh, bisher ein Verbündeter der USA im Kampf gegen islamistischen Terror, warf US-Präsident Barack Obama vor, er mische sich in die inneren Angelegenheiten der Araber ein. "Ist Obama der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika oder ist er der Präsident der arabischen Staaten?", fragte er. Möglicherweise will Saleh mit dieser verbalen außenpolitischen Kehrtwendung sein politisches Überleben sichern. Denn viele Kritiker werfen ihm vor, er pflege zu enge Kontakte zu Washington.

Die jemenitische Regierung wird in der eigenen Bevölkerung scharf kritisiert, weil sie den Kampf gegen Al-Kaida in den vergangenen Jahren immer mehr den USA überlassen hatte. Im Mai des Vorjahres war der Vizegouverneur der Provinz Marib, Jaber al-Shabwani, von einer Kampfdrohne der US-Armee getötet worden. Saleh hatte eine Generalamnestie für alle Anhänger von Aufständischen-Bewegungen angekündigt und der Opposition die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit angeboten. Er richtete sein Angebot auch an die vormals im Südjemen regierende Sozialistische Partei und an die schiitischen Houthi-Rebellen im Norden, ohne damit Erfolg zu haben.

Der Staatschef hatte nach Beginn der Unruhen in seinem Land angekündigt, nach dem Ende seiner gegenwärtigen Amtszeit 2013 nicht erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren. Mehrere einflussreiche Stammesführer hatten sich in den vergangenen Tagen mit Zehntausenden ihrer Anhänger von Saleh losgesagt. Es kam auch zu schweren Ausschreitungen in der südlichen Metropole Aden.

Die Nachrichtenwebsite "News Yemen" meldete, am Dienstag habe es erneut Anti-Saleh-Demonstrationen in den Städten Sanaa und Taez gegeben. Laut dem Bericht schlossen sich in Sanaa auch mehrere Offiziere den Protesten an. Die Demonstranten folgten einem Aufruf der Opposition zu einem "Tag des Zorns". Der mächtige Scheich Hussein al-Ahmar, Vorsitzender der "Nationalen Solidaritätsvereinigung", eines Zusammenschlusses von Stammesführern, habe zum Sturz des Präsidenten aufgerufen. Gleichzeitig bat er die Kommandanten der Armee, sich nicht gegen die Demonstranten zu stellen, die einen Wandel herbeiführen wollten. In mehreren jemenitischen Städten ist es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des Regimes gekommen. (APA/AFP)