Sind es strenge Ordnungshüter, die für ein funktionierendes Zusammenleben benötigt werden, oder sanfte Vermittler? Die Stadt Wien hat beides - nämlich die Ordnungsberater in blauer Weste und seit Anfang 2010 die Wohnpartner, die in Gemeindebauten Konflikte lösen und oft erst gar nicht aufkommen lassen sollen.

Für Renate Schnee, Leiterin des Stadtteilzentrums Bassena im großen Meidlinger Gemeindebau Am Schöpfwerk, sind die Ordnungsberater und die Installation von Videokameras der falsche Weg. "Das fokussiert auf die Defizite und schafft ein Klima der Ausgrenzung und des Misstrauens. Integration gelingt weniger mit defizit- als mit ressourcenorientierten Maßnahmen." So müsse man etwa mehr über die spezifischen Probleme eines Stadtteils erfahren, maßgeschneiderte Aktivitäten entwickeln und dann versuchen, Jugendliche einzubinden. Schnee: "Wenn das gelingt, dann passieren tolle Dinge."

Unterschiedliche Lebensstile

Josef Cser, Leiter des städtischen Nachbarschaftsservice Wohnpartner, berichtete auf dem Wohnsymposium über eine jener einfachen Initiativen, mit denen die Integration erleichtert werden kann - die Begrüßung neuer Mieter. Hier gebe es nämlich kulturelle Differenzen, die überbrückt werden müssen. "Österreicher erwarten, dass sich neue Mieter vorstellen, aber die Türken rechnen damit, dass man sie im Haus begrüßt", sagt Cser. "Seit wir dies machen, gibt es keine Anfangsschwierigkeiten mehr."

Auch Klaus Lugger, Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, weiß von konkreten Unterschieden im Lebensstil von Alteingesessenen und vor allem türkischen Zuwanderern zu berichten, mit denen sich Hausverwalter beschäftigen sollten. Migranten seien im Allgemeinen disziplinierte Bewohner und pünktliche Zahler und hätten zudem keine Haustiere. Doch es gebe auch Probleme im Alltag: "Schlechter Umgang mit Gemeinschaftseinrichtungen wie Tiefgaragen und Waschküchen, das zählt weniger in diesen Kulturkreisen. Söhne dürfen nicht kritisiert werden, und Gespräche mit einer Mutter sind oft sinnlos, denn nur der Vater kann etwas entscheiden."

Bassena von heute

Doch Spannungen rund um Gemeinschaftseinrichtungen habe es immer schon gegeben, weiß Sozialbau-Chef Herbert Ludl zu berichten. "Früher waren es die Bassenas, heute sind es Kinderspielplätze und Waschküchen." Erfolgreiche Integration sei die Arbeit aller Beteiligten, einschließlich der Hausverwaltung, die auch für Betreuer vor Ort sorgen müsse. "Das Haus zu errichten und es dann seinem Schicksal zu überlassen, das ist keine Option", betont Ludl.

In all ihren Wohnanlagen lege die Sozialbau besonderen Wert auf die Einhaltung der Hausregeln; dies sei entscheidend für ein gutes Klima. "Eine Montage von Satellitenschüsseln irgendwo an der Fassade ist bei uns nicht möglich", sagt Ludl. "Die Grundordnung ist von allen Beteiligten einzuhalten."

Vor allem aber müssten die Wohnanlagen der Gemeinnützigen "so attraktiv bleiben, dass auch Besserverdiener bereit sind einzuziehen", sagt der Sozialbau-Chef. "Das Allerschlimmste ist, wenn die 'Natives' beginnen fernzubleiben." (ef, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.3.2011)