Zur Abkühlung legt er dem Goldtrunkenen ein altnorwegisches Sprichwort ans Herz: "Manchmal muss man etwas kaltes Wasser ins heiße Blut mischen", sagt Asbjörn. Denn sei es nicht so, dass der Skisport, nordisch wie alpin, weltweit gesehen nur relativ wenige Menschen packe? Kein Vergleich jedenfalls mit Tennis oder Fußball.

Dann mischt er mit einem tiefen Schluck Kaltes in sein heißes norwegisches Blut und wechselt behände zu einer ganz anderen Geschichte, ganz so wie Patron Moustache in Irma la Douce. Asbjörn, sagt er, zusammengesetzt aus den Worten Gott und Bär, bedeute nämlich so viel wie großer Führer. Viele berühmte Wikinger hätten so geheißen. "Ein üblicher norwegischer Name noch in den 1950er- und 1960er-Jahren. Heute heißen sie doch alle Jan oder Kevin."

Gerade will man erwidern, dass es sich mit Siegfried ganz ähnlich verhalte, da ist Asbjörn schon weiter, viel weiter, auf einem Fischerboot im Norden Norwegens, unterwegs zu den eisigen Svalbard-Inseln. "Ich war der Koch. Wir haben die Leber und den Rogen des Dorschs noch roh gegessen. Gleich nach dem Fang. Sehr gesund war das."

Mit Bier sorge er seit Jahren schon für Ausgleich, erklärt er, aber es sei teuer, lachhaft teuer, selbst für einen Uni-Professor wie ihn. Professor?, frägt man. "Psychologie", sagt Asbjörn und übergeht großzügig den Unterton. "Auch nur ein Job." Zum Studium sei er von Bergen nach Oslo heruntergekommen, hätte eine Frau kennengelernt, eine Wohnung gekauft, sei also geblieben. "Die alte Geschichte. Kennst du Franz?", fragt Asbjörn. "Franz- Josef-Land?" "Nein, Klammer", sagt Asbjörn. "Der war ein ganz Großer. Ein Schluck auf Franz Klammer." (Sigi Lützow - DER STANDARD PRINTAUSGABE 2.3. 2011)