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Felix Gottwald wird auch die mit dem Team errungene Goldene nicht in eine Vitrine legen. Sie kommt in ein Ledersackerl.

Foto: APA/Gindl

"Je größer die Schanze, desto besser das Feeling. Und ins Langlaufstadion ist es dann auch nicht so weit." Felix Gottwald weiß natürlich, was man hören will vor seinem definitiv letzten Einzelrennen bei Weltmeisterschaften.

Hören will man, dass ihm dieses im Großschanzenbewerb zu holende Einzelgold zur Abrundung seiner grandiosen Karriere in der nordischen Kombination noch fehle. Dass er alles daransetzen werde, es auch zu erspringen am Holmenkollenbakken, zu erlaufen in den herrlichen Loipen rundherum. Vielleicht sogar, dass ein winziger Makel bleibe, wenn er diese Goldene nicht hinzufügen könne zu den drei Olympiasiegen, den insgesamt sieben olympischen Medaillen, zu den bisher zehn Dekorationen bei Weltmeisterschaften, davon zwei aus Gold, zu den 24 Weltcupsiegen und dem Triumph in der Gesamtwertung 2001.

Aber der 35-Jährige erzählt lieber, dass er seine Medaillen in zwei Ledersackerln aufbewahre und keine Sekunde an den Erwerb einer Vitrine denke. Obwohl die auch die Holmenkollen-Medaille, das höchste Gut des norwegischen Sports zieren könnte. So wie das Goldene und das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Oder der Special Award für eine einzigartige Karriere im Rahmen der Sportlerwahl 2007. Österreichs Sportler des Jahres war Gottwald eigentümlicherweise nie. Dafür wurde er viermal geehrt als Mitglied der Mannschaft des Jahres.

Und Gottwald erzählt von Falun, seiner ersten WM 1993. "Da habe ich sieben Jeans und zwei Lederjacken mitgehabt. Dann bin ich draufgekommen, dass man eher in die Disco reinkommt, wenn man den Mannschaftsanzug anhat." Natürlich erzählt er auch, wie sehr er diese seine letzten Weltmeisterschaften gerade hier in Oslo genieße. "Je länger die WM dauert, desto besser ist es. Weil ich den Weg entschlossen gegangen bin, weil ich viel Herzblut hineingesteckt habe. Jetzt ist die Anspannung da wie am ersten Tag. Ich greife auf viel Vertrauen zurück. Und ich kann meinen Sport in vollen Zügen ausleben."

Bis auf die letzten Meter sei auch der erste Mannschaftsbewerb ein Genuss gewesen, der Sprung auf der Normalschanze, dem Midtstubakken, sei geraten, wie er habe geraten müssen. "Das war echtes Skispringen." Und dann in der Loipe, als Drittletzter des siegreichen Quartetts aus Österreich, sei das Kribbeln intensiver denn je gewesen. "Und es war, wie immer im Team über die fünf Kilometer, kurz und schmerzvoll. Man läuft auch für die anderen, nicht nur für sich selbst. Das ist immer ein besonderer Reiz."

Abgesehen davon steckt der Mann aus Zell am See voller Pläne. Sein Haus in Ramsau ist gebaut. Sein Terminkalender quillt über. Zwei Rennen noch bei der WM, im Einzel und mit dem Team (Freitag) auf der Großschanze, dann nur eine Woche später der abschließende Weltcup in Lahti, und sie ist vorbei, die zweite sportliche Karriere von Felix Gottwald. "In Lahti laufe ich einfach, dann packe ich meine Ski zusammen und gehe. Ich habe keine Zeit für Sentimentalitäten", sagt er.

Es wird keine Pause geben. Noch für dieses Jahr hat Manager Michael Holzer 26 Termine in der Therme Loipersdorf ausgemacht. Dort wird es "Gottwald für jedermann" geben, eineinhalb- bis zweieinhalbtägige Seminare, in denen der Sportler die Geheimnisse seines Erfolges weiterzugeben gedenkt. Und seine Gedanken zum Leben. Explizit nicht an Manager und "zu moderaten Preisen", sagt Holzer.

Noch nicht alles gesagt

Und ein zweites Buch wird kommen. Der Erstling, Ein Tag in meinem Leben, hat sich bis dato 30.000-mal verkauft. Es gibt viele weitere Projekte, mit Firmen, mit dem Land Salzburg. Die Zeit nach den Karrieren wird ausgefüllt sein, wie die zweieinhalb Jahre zwischen den Karrieren. Und was kommt nach Gottwald in Österreichs nordischer Kombination, nach Mario Stecher, dem 33-Jährigen, der auch nicht ewig weitermachen wird? "Darüber, ob ich eine Lücke hinterlasse, will ich gar nicht nachdenken hier in Oslo." Vielleicht, weil es dem Genuss abträglich wäre.

Gut, also, ein letzter Versuch: Und dieses noch fehlende Einzelgold, wäre ihm das nicht besonders wichtig? "Für mich als Felix macht es keinen Unterschied", sagt Felix Gottwald. (STANDARD-PRINTAUSGABE, 2.3. 2011)