Schauspieler Johannes Zeiler lässt Bruno Kreisky wiederauferstehen. Ein konkurrenzloser Lookalike im Schauspielhaus Wien.

Foto: Schauspielhaus

Wien - Thomas Bernhard und Bruno Kreisky haben einander nicht sonderlich geschätzt. Das ist auch der im Schauspielhaus nachgestellten Begegnung der beiden Männer auf Mallorca anzumerken. Ein streng gekleideter Dichter sitzt in der Sonne und genießt Cherry und Aussicht. Mit einem aufblasbaren Kinderplanschbecken und Sonnenhut betritt Kreisky die Szene - und muss sich einen "Salzkammergut-Tito" schimpfen lassen. Er trägt es mit Verwunderung und Fassung. Wie auch den Umstand, dass die Volksabstimmung zum Atomkraftwerk Zwentendorf zu seinen Ungunsten ausgefallen ist und ihm die Blumenkinder die Treue aufkündigen (sie laufen mitleidig davon).

Die einstündige Theaterminiatur von Lilja Rupprecht gewinnt durch ihre punktgenaue Verknappung. Die 1984 in Hamburg geborene Regisseurin führt die üblichen historisch verbürgten Kanzler-Koordinaten (neben Zwentendorf: Uno-City-Bau, Gallenleiden, Liebe zur Musik, Zwist mit Ziehsohn Hannes Androsch etc.) zusammen und setzt den Privatmensch mit dem Politiker in eins. Das gelingt ihr mit wenigen, bemerkenswert einfachen inszenatorischen Griffen. Und sie kann sich dabei auf das bis zur mimetischen Verblüffung eingespielte Kreisky-Reenactment von Johannes Zeiler verlassen:

Der Schauspieler, der in der zehnteiligen "Kreisky"-Reihe am Schauspielhaus den Nämlichen nun in der siebten (und morgen, Donnerstag, in der achten) Folge gibt, hat seine Rolle am echten Menschen genauestens studiert: stimmlich und körperlich. Dabei wird nicht "nachgespielt", sondern werden Momente gedehnt und verdichtet, etwa jener, in dem Kreisky versunken ein Konzert hört. Oder in Details, wenn Kreisky charmant wird: "Küss die Dings!" (Margarete Affenzeller/DER STANDARD, Printausgabe, 2. 3. 2011)