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Stipendien in Höhe von insgesamt sieben Millionen Euro bringen auch heuer wieder Jungforschern eine Absicherung bei der Arbeit an Dissertation oder Habilitation.

Foto: REUTERS/Brian Snyder

"Die Leute glauben, wir sitzen auf goldenen Kloschüsseln - doch das stimmt nicht" , sagt Stefan Heissenberger. Und dennoch, heute ist er sehr zufrieden: In den Händen hält er eine Urkunde, die die nächsten drei Jahre seiner Forschertätigkeit sichert.

Vergangenen Freitag vergab die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wie jedes Jahr Forschungsstipendien an den wissenschaftlichen Nachwuchs - heuer in Höhe von sieben Millionen Euro. 85 Jungforscherinnen und Jungforscher bis 35 Jahre werden durch fünf verschiedene Stipendien auf ihrem Karriereweg unterstützt - beim Verfassen der Dissertation bis zur Habilitation.

Heissenberger wird für drei Jahre mit insgesamt 90.000 Euro brutto gefördert. "Damit ist meine Dissertation gesichert, ich hätte es mir sonst nicht leisten können." Der Kultur- und Sozialanthropologe beschäftigt sich mit Homosexualität und Männlichkeit im Fußball. "Ich werde in meiner Feldforschung in Berlin bei einem queeren Fußballverein mittrainieren" , erzählt er.

Originalität im Abseits

Er weiß, dass er sich damit im Abseits des Mainstreams des wissenschaftlichen Feldes bewegt - umso mehr überrascht ihn die Förderung. Doch weil die Originalität ein wesentliches Vergabekriterium ist, findet sich unter den ausgezeichneten Arbeiten ein buntes Themenspektrum: von Verschwörungstheorien der Französischen Revolution über den Klimawandel der letzten 2000 Jahre bis zur Konstruktion von Räumlichkeit in der nordamerikanischen Literatur.

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, die die Stipendien überreichte, betonte: "Auch wenn junge Wissenschafter oft über prekäre Dienstverhältnisse klagen, die Rahmenbedingungen wurden in den vergangenen Jahren verbessert." Von 1999 bis 2002 hatte Karl selbst von einem ÖAW-Stipendium profitiert, das ihr als zweite Frau in ihrem Fach (Sozialrecht) die Habilitation ermöglichte.

Claus Oberhauser, der an der Uni Innsbruck seine Dissertation schreibt, bestätigt die Schwierigkeiten als Jungwissenschafter: "Man hat keine Zukunftssicherung, da die Mittel immer befristet sind." In den nächsten zwei Jahren will sich der Historiker mit drei Theoretikern befassen, die um 1800 behaupteten, die Französische Revolution sei nicht durch die sozialen Verhältnisse verursacht, sondern von Geheimgesellschaften wie den Freimaurern und Illuminaten geplant und umgesetzt worden.

In ganz anderen Gefilden liegt das Forschungsthema von Katarzyna Szoszka, die eines der 25 Doc-fForte-Stipendien erhielt, das Frauen bei er Dissertation unterstützt. Die Biologin schenkt ihre ganze Aufmerksamkeit der Acker-Schmalwand, einem unscheinbaren, 30 Zentimeter hohen Pflänzchen. Sie untersucht, wie die Hormone der Pflanze deren Orientierung an der Schwerkraft beeinflussen. Eine ungelöste Frage: Wie wachsen die Wurzeln nach unten? (Astrid-Madeleine Schlesier und Tanja Traxler/DER STANDARD, Printausgabe, 02.03.2011)