Die Justiz signalisiert in der Aufarbeitung der Vorgänge rund um die Hypo Alpe Adria Fortschritte. Dass Ex-Chef Wolfgang Kulterer und andere seit Dienstag auf der Anklagebank sitzen, sollte freilich nicht zum Jubeln verleiten. Erstens, weil der Prozess erst begonnen hat und selbstredend die Unschuldsvermutung gilt. Zweitens, weil es sich inhaltlich bestenfalls um einen Randbereich handelt. Auch die Nachricht, dass weitere Anklagen gegen frühere Vorstände, Anwälte und Steuerberater bevorstünden, sollte mit Vorsicht genossen werden.

Derzeit hat es den Anschein, dass sich die Ermittler auf die Ära Kulterer konzentrieren. Keine Frage: Unzählige dubiose Kredite an Geschäftsleute aus Südosteuropa, Kapitalerhöhungen über Scheinkonstruktion und der Missbrauch der Bank für politische Zwecke sind höchst aufklärungsbedürftig. Doch das sollte die Zeit nach Kulterer nicht in Vergessenheit geraten lassen. Da gab es eine Investorengruppe, die viel Geld mit dem Verkauf ihrer Anteile an die BayernLB machte. Da expandierte ein gewisser Tilo Berlin auf Teufel komm raus und katapultierte die Landeshaftung erst in jene Dimensionen, die nicht nur die Finanzkraft Kärntens überstrapazierten. Da half der Bund der Hypo mit Steuergeld aus, das teilweise in die Börsen der zweifelhaften Leasing-Investoren floss.

Über Ermittlungsschritte zur wirtschaftlich relevanteren Nach-Kulterer-Phase hört man eher aus Bayern. Aber das ist hoffentlich ein Zufall. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.3.2011)