"Hab ein politisch nicht korrektes Kinderlied im Kopf, wenn ich an den ÖVP-Klub im Europaparlament denke. Entschuldigung", twitterte Kollege @floriangossy am Dienstag, als nach Ernst Strasser auch Hella Ranner von ihrem Posten als Europaabgeordnete zurücktrat. Die EU-Mandatarin wollte ihre Schulden angeblich mit Hilfe der Spesen-Pauschale des EU-Parlaments tilgen (derStandard.at berichtete).

"Mögen sich die Reihen lichten"

Das Kinderlied, dass es - wie @GregorAnglmayer mitteilte, auch in politisch korrekter Form mit "10 kleine Kinderlein" gibt - hatte wohl auch Susanne Zöhrer alias @TheSandworm im Kopf, als sie ihren Blogeintrag auf "zurpolitik.com" verfasste. Sie hofft, dass "die jüngste Welle von erzwungenen Rücktritten (...) die Dreistigkeit, Engstirnigkeit und Visionslosigkeit mit der in unserem Land über die Grenzen hinaus Politik gemacht wird, früher oder später in einen krisenhaften Reinigungsprozess mündet. Mögen sich die Reihen unter jenen, die bis dato bloß in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, so weit lichten, dass intelligente, vorausschauende, kompetente Sachpolitiker und -politikerinnen, endlich zum Zug kommen", heißt es darin.



Grüne freuten sich mit Schwaben

Abgesehen vom Ranner-Rücktritt war diese Woche aber wieder einmal stark durch außenpolitische Ereignisse geprägt. "Sensation ist perfekt: Erstmals dürfte es grünen Ministerpräsidenten in Deutschland geben. Gratulation an Winfried Kretschmann", die österreichischen Grünen (@gruene_at)  freuten sich mit ihren deutschen Kollegen in Baden-Württenberg und Rheinland-Pfalz über deren Wahlerfolge. @marcoschreuder war hingerissen: "Ich werde den schwäbischen Akzent ab sofort nicht mehr hässlich finden, sondern lieben. Versprochen". 

Fukushima-Effekt

Weniger an einen Erfolg der Grünen als einen "Fukushima-Effekt" glaubt @nattl in ihrem Blogeintrag. Die "Drüber-Fahr-Politik" der CDU bei "Stuttgart 21" und die Atomkatastrophe in Japan seien ausschlaggebend für den Wahlsieg gewesen, schreibt sie. @nattl bezweifelt, "dass unsere Grünen so weit sind, dass sie in der Lage sind, so einen Erfolg für sich zu verbuchen. Das Protestwählerpotential wird bei uns in Österreich ja nicht grün, sondern blau".

Kurz sei hier noch eine Anzeige der CDU in der Welt-Kompakt erwähnt, die auf Twitter kursierte. Da sag noch einer, die Deutschen hätten keine Humor.

Unbehagen der Hauptstadtjournalisten

Humor bewies auch der Stellvertreter des deutschen Regierungssprechers, Christoph Steegmans. Sein Chef, Steffen Seibert, ist seit neuestem auf Twitter präsent. Das sorgte für eine harte Diskussion mit den #Hauptstadtjournalisten in Berlin (siehe Video). Austria News-Anchor-Man @thomas_mohr dazu: "Spätestens bei 9:30-10:00 hätte Steegmans vor Lachen niederbrechen sollen".

Termine per Fax oder Twitter?

Die Hauptstadtjournalisten, nach Eigendefinition "ältere Menschen, die mit diesen neumodischen Kommunikationsformen nicht vertraut sind", zeigten sich äußerst skeptisch. "Der Nachrichtendienst Twitter ist nicht sicher. Ich habe vorhin im Internet nachgeschaut. Es gibt zahlreiche Beispiele für Fälschungen von Schauspielern, von Martina Gedeck bis hin zum Dalai Lama", sagte einer von ihnen. Ein anderer Journalist versicherte sich, dass Termine der Bundeskanzlerin Angela Merkel auch weiterhin per Fax (!) verschickt werden.

Die österreichischen Hauptstadtjournalisten @zielina, @thomas_mohr, @corinnamilborn und @MartinThuer verabredeten sogleich, dass sie beim nächsten Ministerrat dieselben Fragen an Werner Faymanns Pressesprecher Leo Szemeliker (@leoszem) stellen werden.

Trauerminute für @zielina

Für weniger Spaß, sondern eine Trauerminute von @thomas_mohr und @MartinThuer auf Twitter sorgte der Abschied von derStandard.at/Inland-Chefin Anita Zielina (@zielina). "Ich sag es mal so: die österreichische Innenpolitik betrachte ich auch gern mal von ganz weit weg ;-)", sagt sie. Nach eigener Beschreibung verlässt uns @zielina in "das Land in dem die Burger, Donuts und SUVs wachsen :-)", wird der Twitter-Welt aber erhalten bleiben.

Willkommen Eva Dichand!

Die Twitter-Community bekam in dieser Woche Zuwachs. Eva Dichand von "Heute" ist die erste österreichische Herausgeberin auf Twitter (@EvaDichand). @helge war dieses Ereignis einen Brief auf dem Media-Watchblog Kobuk wert. "Heute" hatte berichtet, dass Berlusconi Gaddafi Asyl in Italien geben wolle - laut Kobuk eine Ente. Eva Dichand schickte @helge via Twitter den Link zu ihrer Quelle, die sich aber als dubios herausstellte. (Lisa Aigner, derStandard.at, 1.4.2011)