Leonardo kennt beide Mailänder Welten.

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Mailand - Inter Mailand will in der italienischen Serie A den Stadtrivalen vom Platz an der Sonne stoßen. Im großen Schlager im Mailänder San Siro am Samstagabend (20.45 Uhr) plant der Meister der vergangenen sechs Jahre den Sprung an die Tabellenspitze. Zwei Zähler liegt Inter nach einer starken Frühjahrssaison unter Trainer Leonardo derzeit hinter dem seit Monaten führenden AC Milan. Acht Runden sind in Italien noch zu spielen.

Zwölf Siege in 15 Liga-Auftritten haben die Nerazzurri unter Leonardo, dem langjährigen Milan-Profi (1997 bis 2001), im Jahr 2011 vorzuweisen. Der noch im Winter außer Reichweite liegende, neuerliche "Scudetto" schien bei 13 Zählern Rückstand auf Milan bereits abgeschrieben zu sein. Nun scheinen die Schwarz-Blauen in der Titelentscheidung fast zu favorisieren.

"Wir kommen in der bestmöglichen Verfassung", sagte Inters Mister, war aber bemüht, etwas Dampf aus dem Kessel zu lassen: "Es sind noch sieben Spiele. Das Derby wird nicht entscheidend für den Scudetto."

Heikler Farbenwechsel

Nachdem Leonardo Nascimento de Araújo am Ende der Saison 2009/10 bei den Rossoneri entlassen worden war, unterschrieb er sechs Monate später beim Erzfeind. Ein kühner Schritt, den bislang noch kein Trainer gewagt hatte. Am Samstag werden sich im Giuseppe-Meazza-Stadion 80.000 Augenpaare auf die Inter-Bank richten.

Leonardo spricht nicht weniger als fünf Sprachen fließend, Italienisch beherrscht er akzentfrei. Dies half ihm dabei, 2008 bei Milan zum Technischen Direktor aufzusteigen. Als im Mai 2009 Trainer Carlo Ancelotti gefeuert wurde, zauberte Präsident Silvio Berlusconi schließlich Leonardo als Nachfolger aus dem Hut. Ein dritter Platz in der Serie A genügte Berlusconi nicht, er setzte Leonardo gnadenlos vor die Tür. Wenig später klopfte Inter-Chef Massimo Moratti an, der den glücklosen Rafael Benitez loswerden wollte. "Ich suche keinen Job, sondern einen Traum. Zu Inters Angebot konnte ich einfach nicht Nein sagen", erklärte Leonardo seinen heiklen Seitenwechsel.

Am Samstag spricht nicht nur Inters aktuelle Form, sondern eventuell auch der Ausfall des gesperrten Zlatan Ibrahimovic (14 Saisontore) gegen Milan. Ibrahimovic hatte im ersten Aufeinandertreffen der Rivalen (1:0) per Elfmeter die Entscheidung herbeigeführt. "Ibra hat viel für uns getan, aber wir müssen ohne ihn auskommen. Ich bin sicher, Milan wird dafür bereit sein", nahm Massimiliano Allegri das Unvermeidliche zur Kenntnis. "Das ist das wichtigste Spiel meiner Karriere." Richten sollen es für sein Team nun die Brasilianer Robinho und Pato.

"Das ist ein Schlüsselspiel für uns und wir dürfen nicht versagen, wenn wir den Scudetto gewinnen wollen", betonte Robinho, der im Fall eines Siegestreffers ein Samba-Einlage versprochen hat. Inter plagen vor dem Derby Sorgen in der Defensive: Lucio ist gesperrt, Cristian Chivu und Andrea Ranocchia sind nicht gänzlich fit. "

Verfolger Napoli, das nur drei Punkte hinter Milan liegt, könnte mit einem Heimsieg gegen den Siebenten Lazio Rom am Sonntag seinenTraum vom dritten Meistertitel nach 1987 und 1990 weiter träumen. Auch Udinese, sechs Zähler zurück und mit einem bemerkenswerten Rückrundenlauf hat sechs Zähler hinter dem Spitzenreiter noch Chancen auf eine Überraschung. Die letzte Niederlage der Friulaner datiert aus dem Dezember 2010. Seitdem gab es zehn Siege und drei Unentschieden. Am Samstag gastiert Udine bei Nachzügler Lecce - wohl ebenfalls eine lösbare Aufgabe. (red/APA/Reuters/sid)