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Alfred Hörtnagl nannte persönliche Gründe für seinen Rücktritt als Rapid-Sportdirektor.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Rapids Präsident Rudolf Edlinger wirkte natürlich routiniert und gefasst. Die überraschende Kündigung von Sportdirektor Alfred Hörtnagl hatte aber doch Spuren hinterlassen. "Ich bin schon betroffen", gab Edlinger am Freitag zu. "Ehrlich gestanden war mir sein Rücktritt nicht so recht." Edlinger rechnete trotz eines bisher nicht optimalen Saisonverlaufs weiter mit dem 44-jährigen Tiroler, der seit Dezember 2006 als Nachfolger von Peter Schöttel beim Rekordmeister werkte. "Das Präsidium wäre von sich aus nicht in diese Richtung tätig geworden. Wir haben keinen Handlungsbedarf gesehen."

Den Handlungsbedarf sah aber offenbar Hörtnagl selbst. An der Pressekonferenz nahm er zwar nicht teil, ließ aber via Präsident Edlinger mitteilen, dass "persönliche Gründe" zu diesem Schritt geführt hätten. Edlinger wusste laut eigenen Angaben bereits seit rund einem Monat von Hörtnagls Plänen. "Seine persönlichen Gründe für den Rücktritt habe ich aber nicht zu kommentieren."

Ein offenes Geheimnis war das äußerst gespannte und keinesfalls friktionslose Arbeitsverhältnis zwischen Hörtnagl und Rapid-Coach Peter Pacult. Gute Haberer wären die beiden sicher nicht mehr geworden. Ob aber der Konflikt in der sportlichen Führungsebene der finale Grund war, Rapid zu verlassen, darüber hielt sich Hörtnagl in einem kurzen Gespräch mit dem Standard bedeckt. "Ich will mich nicht an diesem öffentlichen Pingpongspiel beteiligen."

Vielmehr blickt der frühere Rapid-Kicker auf eine schöne Zeit zurück, die dienstrechtlich erst per 30. Juni zu Ende geht. "Ich sehe meinen Auftrag als erfüllt an." In seine Ära fiel der Meistertitel 2008. Der Verkauf von Talenten des Jugendförderprogramms "Pro Rapid" half, den Klub auf eine gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen. Ümit Korkmaz, Stefan Maierhofer oder Erwin Hoffer verließen um einiges Geld den Verein. Die Arbeit von Hörtnagl goutierte auch Edlinger. "Er hat den Grundstein für eine koordinierte Nachwuchsarbeit gelegt."

Kein Modell Magath

Der Posten des Sportdirektors bei Rapid wird in jedem Fall nachbesetzt. Das "Modell Magath", also die Bündelung von Trainer und Manager in einer mächtigen Person, lehnt Edlinger ab. Dass es auch wieder Reibungen zwischen den Führungspositionen geben kann, damit spekuliert Edlinger sogar. "Ich habe nicht die Absicht, jemanden zu verpflichten, der mit dem Trainer verheiratet ist."

Mit dem zerrütteten Verhältnis zwischen Hörtnagl und Pacult, gibt Edlinger zu, war aber auch das Präsidium "nicht so zufrieden".

Der neue Starke bei Rapid, der nach angemessener Überlegungszeit präsentiert werden soll, hat wieder eine grün-weiße Vergangenheit. Edlinger: "Das ist Teil unserer Philosophie." Ein Fachmann, der den Markt kennt und auch international gut vernetzt ist, so lautet die zusätzliche Job-Description. "Ich habe schon einige im Auge", lässt Edlinger vorerst muntere Spekulationen zu. Interimistisch übernimmt Teammanager Stefan Ebner.

Coach Pacult ist in die Suche nicht mit eingebunden. "Das interessiert mich null. Das soll das Präsidium machen." Lieber sprach er über die Partie am Samstag in Graz und erinnerte an das 3:1 gegen Sturm im November. "Wenn wir so diszipliniert wie im Heimspiel auftreten, werden wir auch in Graz bestehen." Alfred Hörtnagl verzichtet auf die Reise in die ausverkaufte UPC-Arena. "Ich sehe mir das Spiel im TV an." (David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe, 2.4.2011)