Als Marilyn Monroe die redensartliche Bodenhaftung verlor: Ein Vintage-Print von Philippe Halsman aus dem Jahr 1954, der für 40.000 bis 60.000 Dollar um einen neuen Besitzer buhlt.

Foto: Christie's

Jahrzehntelang war der Bereich Fotografie eher Tummelplatz einer vergleichsweise kleinen, aber eingeschworenen Sammler-Community. Dann kam der Boom für Zeitgenössisches und davon profitierte diese Sparte nachhaltiger als jede andere. 2008 und 2009, als die Nachfrage bei Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen, den sonst den Markt dominierenden Medien, zurückging, blieb jene für Fotografie erhalten. Das mag vor allem an dem vergleichsweise moderaten Preisgefüge liegen, das zu 90 Prozent deutlich unter den Rekordmarken für zeitgenössische Kunst lag und liegt.

Als traditionelle und stärker als andere vom europäischen Kontinent getragenen Sammlernischen blieb dieser Bereich weitestgehend vor Spekulationen gefeit. Mittlerweile liegt der jährlich weltweit in Auktionssälen erwirtschaftete Umsatzanteil bei stabilen sieben Prozent (vgl. 2002: zwei Prozent). Und die internationale Klientel wird seit 2010 in der neu gegründeten Sektion "Tefaf on paper" auch in Maastricht bedient.

Neben den relevanten Metropolen New York und London konnte sich 2010 vor allem Paris als Drehscheibe für den internationalen Handel behaupten. Allein im zeitlichen Umfeld der stets im November anberaumten "Paris Photo" -Messe summierte sich der an der Seine (u. a. Christie's, Sotheby's, Piasa) eingespielte Umsatz auch dank 32 neuer Auktionsrekorde auf beträchtliche 14 Millionen Euro netto (exkl. Aufgeld). Zum unangefochtenen Star der abgelaufenen Saison avancierte auch dank eines Booms für Modefotografie Richard Avedon, dem erstmals ein eigener Themensale gewidmet war.

Rekordbilanz in Paris

Mit 5,46 Millionen Euro brutto (inkl. Aufgeld) spielte Christie's im November den höchsten jemals in der Sparte Fotografie in Frankreich erzielten Tagesumsatz ein. Vor diesem Hintergrund gab Sotheby's Mitte Februar schließlich bekannt, die bisher in Europa abgehaltenen Spartensitzungen ab sofort von London nach Paris (10.5.) zu verlagern.

In Österreich veranstalten das Dorotheum und Westlicht (28.5.) zweimal jährlich Auktionen, die im internationalen Vergleich mit der Kategorie Mittelware bestückt werden, gewürzt mit historischen Abzügen lokal gebliebener Größen. Aktuell stand im Dorotheum (25.3.) eine Auswahl auf dem Programm, die zu Meistboten zwischen 180 (Porträtfoto von Gerhard Hauptmann) bis zu 100.000 Euro für eine 55 Aufnahmen umfassende "geographische Sammlung" Abnehmer fand (Gesamtumsatz: 217.400).

Tatsächlich liebäugeln internationale Sammler dieser Tage eher mit den kommende Woche in New York ausgelegten Vintageködern. Zum Auftakt bietet Sotheby's (6.4.) ein von Daguerreotypien bis zu Zeitgenössischem reichendes Programm, zu dessen Highlights vor allem Arbeiten Man Rays der 1930er-Jahre gehören. In größerem Umfang lockt Christie's (7./8.4.) mit drei Auktionen, die sich mit etwa sechs Millionen Dollar zu Buche schlagen sollen. (Olga Kronsteiner, DER STANARD/ALBUM - Printausgabe, 2./3. April 2011)