Salzburg - Die Autoren Elfriede Jelinek, Michael Scharang und Peter Turrini haben sich in einer Aussendung mit dem Sachbuchautor, Globalisierungskritiker und Politiker Jean Ziegler solidarisiert. Ziegler war von der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) als Festredner zur Eröffnung der Salzburger Festspiele erst ein- und dann wieder ausgeladen worden. Für die Autoren ist der Umgang mit dem 76-jährigen Schweizer Intellektuellen inakzeptabel: "Wir empfehlen den Salzburger Festspielen, sich diesmal selbst auszuladen und den Festspielsommer mit der Schmach und der Schande zu verbringen, mit der sie sich überhäuft haben."

Zuständig für die Bestellung der Festspielredner ist traditionell das Land Salzburg. Landeshauptfrau Burgstaller hatte sich von Ziegler nun wegen dessen angeblicher Nähe zu Libyens Diktator Muammar Gaddafi distanziert. Auch Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die den Festspielredner gerne selbst aussuchen würde, hat sich gegen Ziegler stark gemacht und betonte, der Schweizer sei sicher nicht auf ihrer Wunschliste gestanden.

Stimmen, die Interventionen von Sponsoren hinter der Ausladung erahnen, haben sich indes gehäuft. So kritisiert Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, in der "Presse": "Sponsoren und Lobbys diktieren das Festspielprogramm und verhindern demokratischen Diskurs." In einem Kommentar der "Wiener Zeitung" wird vermutet, dass es den Festspielen "an Courage fehlt", einen Kritiker des Neoliberalismus einzuladen, der sich immer wieder mit jenen Konzernen angelegt hat, die auch die Festspiele sponsern. Weiters "befremdet es doch etwas", wenn Burgstaller die Ausladung "wie eine Vorsichtsmaßnahme rechtfertigt", so Christoph Irrgeher in dem Blatt. Burgstaller hatte argumentiert, das Ausladen Zieglers sei in dessen eigenem Interesse.

Dass Interventionen zu dem Schritt geführt haben könnten, wiesen sowohl Burgstaller als auch Rabl-Stadler entschieden zurück: "Unsere Sponsoren wussten nicht einmal von der Bestellung Zieglers" so Rabl-Stadler im "Kurier". Burgstaller sagte in den "Salzburger Nachrichten: "Die Ausladung hat nicht im Geringsten mit Interessen oder gar Interventionen von Sponsoren der Festspiele zu tun. Es gab keine derartigen Interventionen." Sie habe es vielmehr nicht für sinnvoll erachtet, einen Redner einzuladen, bei dem nicht die Inhalte von dessen Rede, sondern "die Diskussion rund um die Frage eines angeblichen Naheverhältnisses zu Gaddafi im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestanden wäre".

Die Salzburger Grünen planen eine Gegenveranstaltung, bei der Jean Ziegler sprechen soll. Ziegler selbst sagte am 5. März in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Ich habe den Literaturpreis dieses Psychopathen (Gaddafi, Anm.) abgelehnt". Ziegler erklärte den Diktator in diesem Interview für verrückt und forderte ein Eingreifen in Libyen. (APA)