Wien - Von der weiteren Erholung des Arbeitsmarkts im März haben nicht alle profitiert. So bleibt die Lage für ältere Personen kritisch, warnte Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel am Freitag. Bei den Über-50-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit im Vormonat nur um 0,3 Prozent gesunken, während sie insgesamt um 5,2 Prozent zurückging.

"Dass es auf dem Arbeitsmarkt zur Zeit gut läuft, ist erfreulich", so Tumpel. Grund zur Entwarnung gebe es aber noch keinen. "Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Die erwerbsfähige Bevölkerung über 50 Jahre wird bis 2015 von knapp 840.000 (2010) auf über eine Million ansteigen", so der AK-Präsident. Schon jetzt aber zeigten die Arbeitsmarktzahlen, dass sich die Betriebe darauf nicht einstellten. Ältere Arbeitnehmer hätten schlechtere Karten am Arbeitsmarkt, auch bei der unternehmensinternen Aus- und Weiterbildung würden sie massiv benachteiligt.

Positiver reagierte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) auf die März-Arbeitsmarktdaten: "Vor genau einem Jahr sank Österreichs Arbeitslosigkeit erstmals seit Beginn der großen Wirtschaftskrise. Nun sinkt die Arbeitslosigkeit bereits den 13. Monat in Folge." Die Beschäftigtenzahl sei um 69.000 angestiegen und bleibe auf Rekordhöhe. Momentan laufe die Arbeitsmarktentwicklung "weit besser" als prognostiziert, daher werde die Arbeitsmarktpolitik nach derzeitigem Stand zusätzlich zu den im Budget vereinbarten Einsparungen 2011 mehr als 260 Mio. Euro zur Verringerung des Budgetdefizits beitragen, so der Minister.

Grüne kritisieren "Junk Jobs"

Der Arbeitnehmersprecherin der Grünen, Birgit Schatz, "bleibt das Jubeln über die niedrige Arbeitslosigkeit schnell im Hals stecken", denn viele der neu entstandenen Jobs seien "Junk Jobs", meinte sie in einer Aussendung. Bereits jeder sechzehnte Arbeitnehmer in Österreich sei von der Erwerbstätigenarmut betroffen. Auch die Zahl der Vollzeitbeschäftigten, die trotz Arbeit nicht in der Lage seien, sich selbst und ihre Familien ausreichend zu versorgen, sei mit 183.000 Menschen erschreckend hoch. "Ein Job, den früher eine einzelne Vollzeitkraft erledigt hat, wird heute oftmals von mehreren Menschen in Teilzeit verrichtet", so Schatz. Es brauche einen gesetzlichen Mindestlohn von 7,5 Euro in der Stunde.

Und: "Das AMS muss aufhören, Menschen so schnell wie möglich in irgendwelche Schulungen zu stecken, ohne ein Auge auf deren Qualität zu werfen", forderte die Grüne. Ähnlich äußerte sich ÖGB-Arbeitsmarktsprecher und vida-Vorsitzender Rudolf Kaske: "Wir brauchen Schulungsmaßnahmen mit Qualität." Das AMS solle verstärkt Maßnahmen zur Qualifizierung von arbeitslosen Frauen setzen, außerdem müssten Maßnahmen für ältere Arbeitnehmer ausreichend finanziert werden.

Bedenklich findet Kaske den seit einigen Monaten zu registrierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit in den "Zukunftsjobs" im Sozial- und Gesundheitswesen. Angesichts des steigenden Pflegebedarfs benötige die Branche dringend mehr Geld, forderte er.

ÖVP-Wirtschaftssprecher Konrad Steindl sieht den Rückgang der Arbeitslosigkeit im März als "deutlichen Beweis für den derzeitigen Wirtschaftsaufschwung" sowie als "Zeugnis für die gute Arbeit der Bundesregierung während und nach der Krise". (APA)