Wien - Zwei junge Männer kommen durch den Publikumseingang auf die Bühne, legen ihre Rucksäcke ab, ihre Jacken und überhaupt alles bis auf ihre sagenhaft unsexy weißen und zu weiten Unterhosen. Da stehen sie nun erst einmal linkisch auf der leeren Bühne des Wuk-Saals, Raùl Maia und Thomas Steyaert, bereit, ihre Improvisation The Ballet of Sam Hogue and Augustus Benjamin zu tanzen. 

Am Ende nach einer knappen Stunde ist klar, dass dieses Ballett - alles in allem das komplette Gegenteil von Ballett - eines der besten Tanzstücke ist, die in dieser Saison bisher in Wienzu sehen waren. Keine Tanztheaterhaftigkeit, keine bedeutungsgeladene Geste. Zwei Körper konzentrieren sich auf das, was unter den kulturellen Masken und Verhaltensweisen vorgeht, wenn sie in ihrer üblichen Doppelbödigkeit miteinander kommunizieren. Nichts also mit Liebe, Freundschaft, Laster oder Feindschaft, sondern ein Umschleichen und Vermessen, eine vertrackte Anstrengung, ein Alleinsein in der Konfrontation mit dem Gegenüber. Der Sound passt bestens zu diesem Tiefgang: Hämmern, Sägen, Bohrmaschine und elektronischer Noise. 

Ein unheimliches Stück zweier ausgezeichneter Tänzer, die bei Wim Vandekeybus' Company Ultima Vez engagiert waren. Raùl Maia hat in Wien bereits mit Anna MacRae zusammengearbeitet und 2010 im Wuk sein erstes Solo vorgestellt. The Ballet... ist heute, Samstag um 20.00, noch einmal zu sehen. (ploe, DER STANDARD, 2. April 2011)