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Heidi Klum

Foto: AP/Chris Pizzello/AP/dapd

Das Geschäft der Mädchenverbiegung, wie es in Germany 's Next Topmodel betrieben wird, hat schon schlimmere Zeiten gesehen: Aus der Bergisch-Gladbacher Gewaltherrscherin Heidi Klum ist, mit Blick auf Staffel sechs, eine moderate Glucke geworden.

Ein soziologisch aufgeklärter Berater bei ProSieben muss der kampflächelnden Mutter Oberin Sachlichkeit eingeimpft haben. Die weiblichen Zöglinge des mobilen Laufsteg-Camps werden an der langen Leine gehalten. Heidi heuchelt sogar Verständnis, wenn ein Mädchen partout nicht die Haarspitzen geschnitten haben will.

Die permissive Erziehung setzt bekanntlich auf die vernunftgeleitete Einsicht des Gemaßregelten: Wer nicht kapiert, dass ihm oder ihr zu seinem/ihrem Besten Gewalt angetan wird, der hat es nicht verdient, sich als Model-Koryphäe aus der Asche zu erheben. Heidi muss ihre Stimme, mit der man Brennstäbe entzweisägen könnte, zur Durchsetzung ihrer Autorität gar nicht mehr erheben. Dasjenige Mädchen, das seinen vom Spliss verunzierten Federn nachflennt, "will" es vielleicht nicht "wirklich" . Was denn nun eigentlich? "Germany's Next Topmodel" werden.

Heidi Klum hat das Prinzip Bergisch-Gladbach erfolgreich transzendiert: Mit ihren Küken imitiert sie die Ruhelosigkeit von Jetsettern, die sich heute in Mailand, morgen in Malibu mit Wangenküsschen begrüßen und "Jobs" aufpicken. Eine Fotografin namens Unwerth lichtete die Mädchen in "verführerischen Posen" ab. So lange die Reizwäsche knistert, ist das Fleisch willig, der Geist wird gesund. (Ronald Pohl, DER STANDADR; Printausgabe, 2./3.4.2011)