"Jede Programmminute" hinterfragen, ob sie dem Publikum die Gebühren wert ist: Kraml.

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Wien - Karin Kraml-Resetarits feilt an ihrem Konzept für die ORF-Führung. Dem STANDARD servierte die Ex-Moderatorin und -EU-Abgeordnete einen Vorgeschmack.

"Jede Programmminute" will Kraml hinterfragt wissen, ob sie dem Zuschauer "23 Euro mehr wert" sind, die er pro Monat dem ORF zahlt. Gebührenzahlerin Kraml verneint das für den neuen Dienstagabend in ORF 1, bejaht das aber für das "wirklich gut" produzierte Vermisst, wiewohl eine Sat.1-Koproduktion. "In Österreich hätte das kein anderer Sender leisten können." Auf Top Model könnte der Gebührenfunk mit einem Casting der "besten Lehrer" antworten.

Kraml wünscht sich mehr Programm der Landesstudios auch in ORF 1, etwa eine "tägliche Reportage" junger Mitarbeiter, Arbeitstitel Raus in die Welt. Der ORF habe "jugendadäquates Programm verlernt". Um mehr aus den Ländern zu finanzieren, reklamiert sie die mehr als 200 Millionen Euro ganz für den ORF, die Bund und Länder auf die TV-Gebühren aufschlagen. Das könnte den ORF auch "von Werbung befreien".

Apropos: Mit massiver ORF-Werbung in Zeitungen und Magazinen sieht sie "Gebührengeld verschwendet". Mit dem Gegenwert der Inserate eines Sonntags ließen sich zwei Menschen, Mächte, Meinungen finanzieren. Ein wesentlicher Teil der Werbung wird laut ORF über Gegengeschäfte für TV- und Radiospots abgewickelt.

"Unfair" findet Kraml, dass das Gesetz das ORF-Direktorium von der 45-Prozent-Frauenquote ausnimmt. Sie würde sie auch im Management umsetzen, sagt sie. Die rund 500.000 Euro Jahresbonus für das Management würde sie zu verdienten Mitarbeitern umleiten.

Und warum tut sich Kraml eine Bewerbung an, wo ihre Chancen so überschaubar wirken? Dem ORF verdanke sie ihr ganzes Berufsleben, er sei ihre Heimat. Sie gehe am 9. August in die Wahl, "um zu siegen". (red, DER STANDARD; Printausgabe, 2./3.4.2011)