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Am Sonntag steigt das zweite Finalspiel der EBEL-Saision. Christoph Brandner erwartet, dass es schwieriger wird als das Erste. derStandard.at berichtet live.

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Standard: Die Finalserie begann spektakulär. Was sagen Sie zu der Partie?

Brandner: Das Ergebnis ist für uns erfreulich. Im Spiel selbst können wir schon noch etwas zulegen. Wir haben zu viele Fehler gemacht.

Standard: Wenn der KAC also so weiterspielt, wird er die Serie nicht gewinnen?

Brandner: So kann man es auch nicht sagen. Aber am Sonntag in Salzburg wird es schon um ein Eck schwieriger als zu Hause, da sollten wir nicht so viele Schnitzer machen. Ein 6:5 ist kein typisches Playoff-Ergebnis. Das zeugt nicht von einer guten Defensive, bei beiden Mannschaften. Wir müssen schauen, dass wir nicht zu viele Strafen bekommen. Das Powerplay war gut, von beiden Mannschaften. Aber man sollte nicht fünf Tore pro Spiel kriegen, denn sechs schießt man nicht immer.

Standard: Der KAC ist quasi die Rapid des Eishockey, der populärste Klub im Land. Weshalb ist das so?

Brandner: Das hat sich in der Vergangenheit aufgebaut. Zu Zeiten von Rudi König, Thommy Cijan, oder vorher Sepp Puschnig. Das waren Charaktere, die das Eishockey geprägt haben. Das sind Namen, die man heute noch kennt. Es ist immer modern und professionell gearbeitet worden, man hat immer auf den Nachwuchs geschaut. In Kärnten hat das Eishockey einfach einen höheren Stellenwert als in anderen Bundesländern.

Standard: Sie waren ein NHL-Pionier, schossen als erster Österreicher ein Tor in der nordamerikanischen Profiliga. Was unterscheidet die NHL prinzipiell von europäischen Ligen?

Brandner: Die Organisation ist viel größer. Natürlich wird es auf einer gewissen Ebene sehr geschäftlich und hat nicht unbedingt mit dem Sportlichen etwas zu tun. Die Entscheidungen in den Teams sind oft reine Business-Entscheidungen. Deshalb ist es auch so schwer, dort Fuß zu fassen. Die, die jetzt drüben sind, wie Michael Grabner oder Andreas Nödl, haben sich durchkämpfen müssen, einiges einstecken müssen. Thomas Vanek ist ein eigenes Kapitel. Man darf mental nicht weich sein, nicht alles persönlich nehmen. Den Grabner hat man einfach nach Florida geschickt, und dann von Florida nach New York. Die Jungs haben das aber geschafft.

Standard: Bei einem Besuch eines NHL-Spiels fiel auf, dass es vergleichsweise stimmungslos zugeht. Die Leute gehen raus zum Essen und zum Einkaufen, in der Halle kommt der Wirbel nur aus den Lautsprechern.

Brandner: Das sind verschiedene Welten. Bei uns ist Eishockey so geprägt, dass man am Abend hingeht, vielleicht ein paar Aggressionen abbaut. Das Publikum schreit das ganze Match durch. Drüben wird das mehr als Familienevent gesehen. Das Einklatschen kommt aus dem Lautsprecher. Man wird in Amerika auch nie ausfällige Sprechchöre hören, was bei uns leider schon öfters vorkommt. Drüben will man einfach Spaß haben, sich die Zeit vertreiben, da ist das Ergebnis auch meistens gar nicht entscheidend, außer für die wenigen eingefleischten Fans.

Standard: Eishockey in Österreich ist fast ein Minderheitensport, weil es so wenige Eishallen gibt. Wie sind Sie zum Eishockey gekommen?

Brandner: Es war ein glücklicher Zufall. Werner Kerth und sein Vater waren unsere Nachbarn in Kapfenberg. Und der Senior war Trainer beim Eishockeyklub. Mit fünf ist es bei mir losgegangen.

Standard: Beim KAC spielen acht Kanadier und 15 Österreicher. Ist das eine gute Mischung?

Brandner: Es ist überall dasselbe, auch wenn verschiedene Teams sagen, wir reduzieren die Ausländer. Im Endeffekt sind es überall zwischen acht und zehn.

Standard: Weil es wenige Österreicher gibt, um gutes, schnelles Eishockey mit vier Linien zu spielen?

Brandner: In Klagenfurt kann man aus dem Vollen schöpfen, mit der Akademie in Salzburg ist es auch relativ leicht. Aber bei anderen Teams kommen aus der Jugend nicht so viele Spieler heraus, die in der Ersten mitspielen können. Und wenn ein Verein nicht vorne mitspielt, ist die Halle nicht voll, bekommt er finanzielle Probleme. Wenn er Spieler einkauft, kostet es Geld. Es ist schwierig, diesen Grat nicht zu überschreiten.

Standard: Sie haben sich relativ früh aus dem Nationalteam zurückgezogen. Noch dazu nach dem Aufstieg in die A-Gruppe 2008. Weshalb?

Brandner: Das war für mich ein schöner Abschluss. Rückenprobleme spielten auch mit. Ich hab ja 2005 in Houston einen schweren Bandscheibenvorfall gehabt, bin operiert worden. Die Pausen vor und nach der Meisterschaft sind immer wichtiger geworden, aber da war ich beim Nationalteam.

Standard: Wo hatten Sie sportlich die schönste Zeit, wo war das Gehalt am besten?

Brandner: Vom Gehalt her hab ich die schönste Zeit klar in Minnesota gehabt. Aber selbst als sie mich ins Farmteam geschickt haben, war es im Nachhinein gesehen schön. Sportlich war es überall gut und ist es natürlich auch beim KAC. Man lernt auf jeder Station. Die Familie war auch überall dabei, das schweißt zusammen.

Standard: Trauen Sie dem Nationalteam zu, dass es heuer bei der A-WM den Klassenerhalt schafft?

Brandner: Das wird schwierig. Wir haben immer eine Chance, aber es gibt immer ein Bangen. Das wird weiter hin und her gehen.

Standard: Wie lange werden Sie noch beim KAC spielen? Ihr Kollege Mike Craig wird bald vierzig.

Brandner: Manche halten es länger aus. Ich hab jetzt erst um ein Jahr verlängert. Dann muss ich schauen, wie ich körperlich beisammen bin. Nur wegen des Geldes zwänge ich mich nicht durch. Wenn es nicht mehr geht, höre ich auf.

Standard: Und dann?

Brandner: Ich arbeite gerne mit dem Nachwuchs, mit Kollegen mache ich in Kapfenberg ein Eishockey-Sommercamp für 160 Kinder. Das ist total lustig.

(Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe, 2.4.2011)