Bis 2025 geht rund die Hälfte der 120.000 Lehrer in Pension.

Foto: STANDARD/Cremer

Am Montag um 13 Uhr trafen Lehrergewerkschafter und Bundesregierung aufeinander, um über das neue Lehrerdienstrecht zu verhandeln. Bis 2025 geht rund die Hälfte der 120.000 Lehrer in Pension. Ein neues Dienstrecht soll den Beruf wieder attraktiver machen. Doch worum geht es im Konkreten? Welche Änderungen wird das neue Dienstrecht mit sich bringen? derStandard.at beantwortet ein paar grundlegende Fragen.

*****

Frage: Was wird zwischen Lehrervertretern und Regierung verhandelt?

Antwort: Sechs Themenfelder stehen zur Diskussion: Berufsbild, Definition der Funktionslaufbahn, Besoldungsmodelle, Mittleres Management und Schulleitung, Verwaltungspersonal sowie Übergangsbestimmungen hin zu den neuen Regelungen. Konkrete abschließende Inhalte gibt es nicht, in einigen Bereichen sind die Verhandlungspartner sich aber einig, in anderen nicht. Die Themen Besoldung und Lehreranwesenheit werden wohl der Knackpunkt sein.

Frage: Wer ist von dem neuen Dienstrecht betroffen?

Antwort: Die Verhandlungen - anders als früher - sollen nur die zukünftigen Lehrer betreffen. Bereits im Dienst befindliche LehrerInnen können für die künftige Regelung kooptieren, müssen aber nicht. Neben dem Gehaltsschema, steht die Anwesenheit der Lehrer in den Schulen und eine gemeinsame Ausbildung aller LehrerInnen zur Diskussion.

Frage: Wie soll künftig das Gehaltsschema ausschauen?

Antwort: Bei Regierung und Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) herrscht Einigkeit darüber, dass die Gehaltskurve flacher als bisher ausfallen soll. Dafür sollen die Einstiegsgehälter ansteigen. Lehrer-Gewerkschafter Walter Riegler sagte im Jänner, dass eine "ehrliche Kippung der Gehaltskurve sicher kein Problem" sei - "wenn aber bei der Gesamtsumme weniger herauskommt, ist das kein gangbarer Weg". Dieses System wird insgesamt am Anfang wohl teurer sein, wenngleich von Regierungsseite der Wunsch besteht, dass das Schema "kostenneutral" sei. Durch die hohe Anzahl derjenigen, die in den nächsten Jahren in Pension gehen, wird das Lehrerbudget entlastet. Man erhofft sich durch die Veränderung im Gehaltsschema den Lehrberuf attraktiver und konkurrenzfähiger zu machen.

Derzeit verdient ein/e VolksschulehrerIn am Anfang ihres Berufsleben laut Gehaltstabelle für das Jahr 2011 1764,40 Euro brutto, ein/e AHS-LehrerIn 2.107,10 Euro brutto. In der Volksschule liegt das höchste Brutto-Gehalt bei 3.586 Euro, bei GymnasiallehrerInnen am Ende ihrer Dienstzeit bei 5.060,90 Euro brutto. Alle Beträge ohne Zulagen.

Frage: Welche Diskussionen gibt es bei der Arbeitszeit?

Antwort: Bei der Frage der Arbeitszeit ist das Thema Anwesenheit das wohl umstrittenste. Die Regierung fordert, dass JunglehrerInnen künftig länger in der Schule anwesend sind, auch um Ganztagsschulen besser umzusetzen. Die Lehrergewerkschaft zeigt sich bislang von dem Vorschlag nicht überzeugt. Beim Punkt Mehrarbeit blieb die Gewerkschaft schon einmal hart und setzte sich durch, die 2009 geforderten zwei Stunden Mehrarbeit konnte Bildungsministerin Schmied nicht umsetzen.

Frage: Heißt mehr Anwesenheit in der Schule, auch mehr Stunden in der Klasse?

Antwort: Für Ministerin Claudia Schmied ist dies "kein Tabu", seitens der Gewerkschaft wird dies abgelehnt, auch wenn es nur die jungen Lehrer betrifft. Unlängst forderte der Lehrergewerkschafter Jürgen Rainer sogar eine Stunde weniger in der Klasse.

Frage: Was ist unter dem Verhandlungspunkt "Mittleres Management" zu verstehen?

Antwort: An großen Schulstandorten mit mehr als 100 Lehrern soll künftig ein mittleres Management eingerichtet werden. Außerdem soll vor dem Hintergrund, dass immer mehr soziale Probleme in die Schule getragen werden, verstärkt Unterstützungspersonal eingesetzt werden. Auch in der Administration soll es mehr Hilfspersonal geben.

Frage: Wie will man Personen aus anderen Berufsfeldern für den Lehrerberuf gewinnen?

Antwort: Quereinsteigern soll der Lehrerberuf - auch angesichts des Personalmangels - schmackhafter gemacht werden. Außerdem soll es für Lehrer mehr Möglichkeiten zum Umstieg in andere Schultypen und in die Privatwirtschaft geben.

Derzeit ist es für Interessenten aus der Privatwirtschaft nicht sehr attraktiv, in den Lehrberuf zu wechseln. Nur maximal 1,5 Jahre Berufserfahrung werden angerechnet. Der Mangel an Um- und Ausstiegsmöglichkeiten für Pädagogen, die nicht mehr in der Schule unterrichten können oder wollen, gilt als Erklärung für die vielen Burn-Out-Fälle im Schulbereich. Die neue Pädagogenausbildung soll einen unkomplizierten Wechsel in andere Schultypen ermöglichen.

Frage: Wer verhandelt das neue Dienstrecht ?

Antwort: Bei der ersten Runde am 5. April waren Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, Bildungsministerin Claudia Schmied (beide SPÖ), Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka und Bildungssprecher Werner Amon (ÖVP) sowie der Vorsitzende der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes und zweiter Nationalratspräsident Fritz Neugebauer (ÖVP). In weiteren Runden sollen auch die eigentlichen Lehrergewerkschafter aus den Pflichtschulen, den AHS, den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, den Berufsschulen und den Landwirtschaftsschulen teilnehmen. Da Lopatka nun nicht mehr der Regierung angehört, wird ihn wohl ein anderes Mitglied, vermutlich Maria Fekter ersetzen.

Frage: Wie lange sollen die Verhandlungen dauern?

Antwort: Bei der ersten Verhandlungsrunde wollte Lehrer-Gewerkschafter Neugebauer sich dazu nicht äußern: "Von mir hören Sie keinen Zeitplan." Aus der Sicht von Claudia Schmied soll das Projekt jedoch bis zum Jahresende beendet sein. (seb, APA, derStandard.at, 1.5.2011)