Ein Stück Methanhydrat nach der Bergung aus etwa 800 Metern Wassertiefe vor der Küste Oregons
Foto: Dr. Peter Linke, IFM-GEOMAR

Kiel - Methanhydrat-Depots gelten manche als potenzielle Zeitbombe - plakativ umgesetzt etwa in Frank Schätzings Roman "Der Schwarm". Die Methanverbindung spielt aber auch eine wichtige Rolle in ernsthaften Debatten über Klimawandel und -schutz. Befürchtungen über mögliche Rückkopplungseffekte gehen dahin, dass Methanhydrate, die als Eis im Meeresboden lagern, infolge der Erderwärmung "auftauen" und große Mengen des starken Treibhausgases Methan in die Atmosphäre freisetzen könnte, was die Erderwärmung weiter antreiben würde.

Forscher vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel haben jetzt den Effekt der Meeresströmungen auf die Erwärmung des Meeresbodens in der Arktis quantifiziert und seine Auswirkungen berechnet. In ihrer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" geben sie - bedingt - Entwarnung: "Unsere Berechnungen mit verschiedenen Computermodellen zeigen deutlich, dass dem Klima in den nächsten hundert Jahren keine zusätzliche Gefahr durch erhöhte Methanaustritte droht", fasst der Hauptautor der Studie, Arne Biastoch, zusammen. "Die Gashydrate lösen sich mit einer zeitlichen Verzögerung auf, so dass eher in zwei- bis dreihundert Jahren mit Folgen zu rechnen ist - ein Zeitraum, über den sich heute wenig Definitives sagen lässt. Diese Langzeitwirkungen sollten wir bei der Diskussion über Klimaänderungen berücksichtigen. Aber wir sollten die Situation nicht dramatisieren."

Weitaus wahrscheinlicher sehen sie hingegen ein anderes Problem, nämlich die Ozeanversauerung. Um dieses Phänomen zu beschleunigen, reicht bereits eine geringe Methanhydrat-Schmelze. Die Folge: Sinkt der pH-Wert des Wassers, können Korallen, Muscheln oder Schnecken ihre Kalkschalen nicht mehr wie bisher aufbauen; und auch das Plankton nimmt Schaden. (red)