Bild nicht mehr verfügbar.

Warren Buffett hat mit Stiefeln derzeit mehr Glück als mit Versicherungen. Seine Beteiligungen büßten wegen des Erdbebens in Japan massiv an Gewinn ein. Auch die Nachfolge- regelung beschäftigte die Aktionäre bei der Hauptversammlung.

Foto: AP/Harnik

Omaha / New York - Für die Aktionäre bei seiner alljährlichen Hauptversammlung mit Volksfestcharakter hatte der "Weise von Omaha", legendärer US-Investor Warren Buffett, keine guten Nachrichten. Die Katastrophe in Japan hat tiefen Spuren im Gewinn von Buffetts Holding Berkshire Hathaway hinterlassen. Im ersten Quartal rechnet Berkshire mit rund 1,5 Mrd. Dollar (eine Mrd. Euro) Gewinn - im Vorjahr waren es 3,6 Mrd. Dollar.

1,1 Mrd. Dollar des Rückgangs gingen auf das japanische Beben zurück, vor allem aufgrund der massiven Einbußen im Versicherungsgeschäft. Weitere 600 Millionen hat zuvor bereits das Erdbeben in Neuseeland und die Flut in Australien an Belastungen beschert.

Nachfolgesorgen

Dennoch standen nicht die - vergleichsweise schwachen - Zahlen im Mittelpunkt des Treffens, sondern die Sorge um einen Nachfolger des 80-Jährigen im Fokus. Als Chairman der Holding steuert er deren Beteiligungen wie ihr Chef-Investor, gleichzeitig überwacht er die Geschäfte der Berkshire-Unternehmen fast wie ein CEO. Der Rücktritt seines wichtigsten Stellvertreters, David Sokol, hatte die Nachfolgefrage wieder auf die Tagesordnung gesetzt: Sokol ging, weil er sich, kurz bevor er Buffett den Kauf eines Unternehmens empfohlen hatte, mit Aktien dieser Firma eingedeckt hatte. Der Portfoliomanager galt bisher als chancenreichster Kandidat für die Nachfolge, die jetzt völlig offen erscheint.

Zurückhaltend äußerte sich Buffett zu den Aussichten der Bankenbranche, in die sich der Investor nach der Krise zu günstigen Preisen eingekauft hat. Die Institute würden ihre Verschuldung abbauen, darum werde es wesentliche weniger Gewinne als vor der Krise geben, sagte der derzeit drittreichste Mann der Welt - mit zwei Ausnahmen in seinem Portfolio: Wells Fargo und US Bancorp, die zu den besten Banken der USA zählen.

Aus für weitere fünf Banken

Wie zur Bestätigung für Buffetts skeptische Aussicht auf den Bankensektor machte die staatliche US-Einlagensicherung am Freitag fünf weitere Geldinstitute dicht. Damit sind in den USA heuer bereits 39 Banken zusammengebrochen. Im Vorjahr waren 157 Banken mit einer Bilanzsumme von 92 Milliarden Dollar (61,9 Mrd. Euro) geschlossen worden. 2009 gingen im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 140 Banken pleite. In der jüngeren Zeit sind von den Insolvenzen hauptsächlich regionale Banken betroffen.

Für die US-Börsen war der Monat April hingegen der beste seit dem Dezember. Nach Sorgen, dass Japans Katastrophe die Wirtschaftslage nachhaltig dämpfen könnte, und steigender Inflation entschlossen sich die Anleger offenbar, den wachsenden Unternehmensgewinnen und der anhaltenden Nachfrage von Konsumenten zu trauen. Das pushte den Dow Jones und den S&P-500 so hoch wie seit 2008 nicht mehr.

Trotz Sorgen vor einer Überhitzung soll die Rally weiter anhalten, prognostizieren Beobachter. "Die Wirtschaftserholung in den USA ist vorbei, jetzt sind wir in einer Expansionsphase", diagnostizierte Bob Doll, Chefstratege bei BlackRock, einen anhaltenden Börsenboom. (Reuters, spu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.5.2011)