0:1 Chris Kreider (15.)

Foto: YLE & derStandard.at/Hannes Biedermann

0:2 Blake Wheeler (18.)

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1:2 Marco Pewal (35.)

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1:3 Yan Stastny (39.)

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1:4 Kevin Shattenkirk (43.)

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1:5 Craig Smith (57.)

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"Mit einer guten Leistung startete die österreichische Nationalmannschaft in die IIHF Weltmeisterschaft in der Slowakei." So lautet der erste Satz im Bericht zum Auftaktspiel des Team Austria in Košice gegen die USA auf der Homepage des österreichischen Verbandes. Eine recht verwegene (Selbst-)Einschätzung, denn objektiv betrachtet bot die rot-weiß-rote Auswahl zum WM-Beginn eine eher dürftige Darbietung gegen einen Gegner, der sich im Vorjahr erst in der Relegation den Klassenerhalt in der Weltelite sicherte. Zwar standen am Samstagnachmittag mit Johnson und Kreider nur zwei der Cracks aus der im letzten Jahr so enttäuschenden Auswahl an Uncle Sam's Neffen am Eis, überzeugen konnten die Amerikaner aber auch mit neuen Gesichtern nur bedingt. Ihre Torerfolge basierten mehrheitlich auf dem gekonnt schnellen Umschalten aus der Rückwärtsbewegung in die Offensive, eine besser formierte und vor allem verantwortungsbewusstere österreichische Mannschaft hätte die US-Boys an diesem Tag aber wesentlich stärker in Bedrängnis bringen können.

Hinten wie vorne mau

Für das Team von Bill Gilligan verlief schon die Anfangsphase suboptimal, verspielte Einzelaktionen und Risikopässe mündeten in gefährlichen amerikanischen Gegenzügen, schon viel früher (als letztlich in der 15.Minute) hätten die USA in der einen oder anderen 2- oder gar 3-on-1-Situation in Führung gehen können. Besonders auffällig war im ersten Abschnitt das ambitionslose Aufbauspiel der Österreicher: Mit Ausnahme Trattnigs traute sich kein Defender einen das Spiel eröffnenden Pass zu, stattdessen wurde die Scheibe ins Mitteldrittel gechippt, von wo sie wenig überraschend sehr rasch - und im Besitz des Gegners - wieder zurückkam.
Auch die rot-weiß-roten Angriffsbemühungen blieben über 60 Minuten zaghaft und weitestgehend ungefährlich. Symptomatisch dabei Zweitlinien-Center Roland Kaspitz, dessen bekannter Spielstil - breitbeiniges Kreisen mit der Scheibe und in geduckter Haltung - sich als sehr ineffektiv erwies: Während sich in der EBEL noch der eine oder andere Verteidiger an seine Fersen heftet, rasch ungeduldig wird und eine Strafe zieht, ließen ihn die amerikanischen Abwehrspieler gewähren und stellten den Raum zu - das reichte.

Erwartet schwach in Überzahl

Als recht schwach erwies sich im WM-Auftaktspiel einmal mehr auch das österreichische Powerplay. Fünf Möglichkeiten blieben ungenützt, besonders entlarvend war dabei eine 78-sekündige doppelte Überzahl im Mittelabschnitt, in der sich die Stürmer hinter dem amerikanischen Dreieck versteckten, Darcy Werenka erst gar nicht daran zu denken schien, aufs Tor zu schießen, und der in dieser Situation zum Blueliner umfunktionierte Thomas Koch auf sich alleine gestellt blieb. Aus den bereits im Vorfeld der WM diskutierten Gründen hielt sich die Überraschung ob des eher lahmen Powerplays jedoch in Grenzen.
Mitentscheidend für die Schwäche in numerischer Überlegenheit war auch die niedrige Erfolgsquote am Bullypunkt: Auch wenn die USA weder zu den Top-Teams der WM gehören noch ihren besten Tag hatten, spielerisch stehen sie zweifellos über der ÖEHV-Auswahl. Gegnern dieses Kalibers kann Österreich am ehesten mit einem guten Powerplay gefährlich werden. Grundvoraussetzung dafür ist der Scheibenbesitz, doch genau daran haperte es. Bis zur 39.Minute - und so lange hatte das Team Austria trotz diverser Unzulänglichkeiten de facto alle Chancen - verlor Österreich in Überzahl zwei Drittel der Faceoffs in der Angriffszone.

Mediokres Torhüterspiel

Capitals-Goalie Jürgen Penker fügte sich im erst dritten A-WM-Spiel seiner Karriere leistungsmäßig in sein wenig überzeugendes Team ein, bei zwei Gegentoren auf die kurze Ecke sah der Schlussmann nicht besonders gut aus. Speziell im Mitteldrittel zeigte der 28jährige jedoch einige sehenswerte Paraden: Gerade nach dem österreichischen Anschlusstreffer gelangen ihm einige Big Saves, kurzzeitig sah es sogar so aus, als könnte sich seine Mannschaft an ihm aufrichten und den Turnaround schaffen.

Unstrukturiert, lässig, lasch

Ob der angespannten personellen Situation hat sich im Vorfeld wohl niemand erwartet, dass Österreich die US-Auswahl an die Wand spielen könnte. Unterm Strich blieb die Mannschaft im WM-Auftaktspiel gegen recht bescheiden enthusiastische Amerikaner jedoch weit unter ihren Möglichkeiten. Zu unstrukturiert im Aufbau des Angriffsspiels von hinten heraus, zu lässig beim Überbrücken des Mitteldrittels, zu lasch in den den Zweikämpfen an der Bande (Anm.: einer der wenigen gewonnenen solchen resultierte prompt im einzigen österreichischen Treffer des Tages).
In der Mehrzahl der Spiele der beiden ersten WM-Tage zeigten die vermeintlichen Underdogs mit beherzten Leistungen auf, Österreich verabsäumte dies gegen einen Gegner, dessen Spiel durchaus auch ein knapperes Ergebnis zugelassen hätte. So jedoch blieb am Ende die 18. Niederlage in den jüngsten 24 A-WM-Spielen und die Hoffnung auf eine Steigerung im Turnierverlauf. Verdient hätten sich eine solche vor allem die rot-weiß-roten Fans, die den WM-Auftakt zu einem Heimspiel machten und über 60 Minuten zwar nicht mit gesanglichem Variantenreichtum, wohl aber mit Lautstärke überzeugten. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 1.Mai 2011)