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Foto: Reuters/Crossland

Prora - Vor 75 Jahren, am 2. Mai 1936, wurde der Grundstein für eines der gigantischsten Bauprojekte der Nazis gelegt: das "Kraft durch Freude"-Seebad Prora auf der Ostseeinsel Rügen. Mit einem Ostseeurlaub im knapp fünf Kilometer langen Gebäudekomplex des "Bads der Zwanzigtausend" wollte das NS-Regime das Volk auf Gemeinschaftsgefühl trimmen, doch liefen die Kosten aus dem Ruder. Noch heute macht die erdrückende Monotonie der sechsstöckigen Gebäudefront, die auch als "Koloss von Prora" bekannt wurde, den Menschen klein ... und rottet trotz mehrerer Revitalisierungsversuche vor sich hin.

Große Pläne

Bei einer Massenveranstaltung am 2. Mai 1936 ließ der Führer der Einheitsorganisation "Deutsche Arbeitsfront" (DAF), Robert Ley, in der Prorer Wiek zwischen Binz und Sassnitz den Grundstein für das Mega-Feriendomizil legen. Es war ein Tag mit Symbolwert: An diesem Datum jährte sich zum dritten Mal die Zerschlagung der Gewerkschaften durch das NS-Regime. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen in den Wintermonaten 1936/1937.

Die Anlage, die heute weitgehend erhalten ist, sollte neben anderen KdF-Projekten wie den Passagierschiffen "Robert Ley" und "Wilhelm Gustloff" dazu dienen, die Bevölkerung im gemeinsamen Erlebnis der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" gleichzuschalten. In Prora sollte sie für eine Tagespauschale von zwei Reichsmark bei einem einwöchigen Ostseeurlaub auf Systemtreue getrimmt werden.

"Wunderwaffe" statt Freizeitwunderland

Die erwarteten Gesamtkosten betrugen aber bald 237,5 Millionen Reichsmark, was einem heutigen Wert von rund 800 Millionen bis knapp einer Milliarde Euro entspricht. Mit dieser Summe wurde der vom DAF-Führer Ley ursprünglich vorgegebene Kostenrahmen um das Sechsfache überschritten. Allein 13.000 Bäume mussten bis 1938 auf dem Areal weichen. Der Bau wurde mit Kriegsbeginn schließlich gestoppt - auch weil ein anderes Vorhaben auf der Nachbarinsel Usedom kriegswichtigen Vorrang bekam: In Peenemünde wurde unter Hochdruck die NS-Heeresversuchsanstalt zur Entwicklung der V2-Waffen errichtet. (APA/red)