München - Die Münchner Staatsanwaltschaft will den gesamten ehemaligen Vorstand der Bayerischen Landesbank (BayernLB) wegen des Kaufs der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) vor Gericht bringen. Die Anklage wegen Veruntreuung von Bankvermögen werde derzeit vorbereitet und solle in den nächsten Wochen vorliegen, berichtete die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Justizkreise. Mit dem Prozessbeginn beim Münchner Landgericht sei frühestens im Herbst zu rechnen, das Verfahren könne bis zu einem Jahr dauern.

Zentraler Vorwurf:Die Bayern hätten 2007 um 500 Mio. Euro zu viel für die Hypo gezahlt und das Münchner Institut damit vorsätzlich geschädigt. Die Staatsanwaltschaft selbst wolle sich während der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Die früheren Vorstandsmitglieder - allen voran die Ex-Chefs Werner Schmidt und Michael Kemmer - haben den Kauf stets verteidigt und betont, nicht gegen Gesetze verstoßen zu haben. Für die acht betroffenen Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Notbremse

Immer neue Kreditausfälle hatten die Münchner dazu bewogen, die Notbremse zu ziehen und die Hypo Ende 2009 dem österreichischen Staat zu schenken. Die Bayern haben damit insgesamt 3,7 Mrd. Euro in den Sand gesetzt.

Auch der Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag ist mehrheitlich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Landesbank die HGAA nie hätte kaufen dürfen. Die BayernLB geht bereits gegen die damals an der Transaktion beteiligten Vorstände vor und verlangt Schadenersatz.

Der frühere Bankvorstand Gerhard Gribkowsky wehrte sich indessen über seinen Anwalt gegen den Vorwurf, er habe beim umstrittenen Formel-1-Geschäft der Bank 2006 den Chef der Auto-Rennserie, Bernie Ecclestone, erpresst. Laut Spiegel bestreitet Gribkowskys Anwalt Reinhard Höß vehement, dass sein Mandant den Formel-1-Boss vor dem Verkauf eines BayernLB-Pakets an der Rennsportserie massiv unter Druck gesetzt habe. Das Magazin Focus hatte vorab berichtet, die Münchner Staatsanwaltschaft prüfe einen Erpressungsverdacht gegen Gribkowsky.

Hypo im Visier

Inzwischen gibt es auch bei der steirischen Hypo neue Vorwürfe:Ein Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft bestätigte Ermittlungen gegen den früheren Vorstand und den Aufsichtsratspräsidenten der Bank. (Reuters, red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.5.2011)